Washington – In der Nacht zum Samstag schlagen die Amerikaner erst im Irak und in Syrien zu. Das US-Militär feuert 30 Minuten lang auf 85 Stellungen proiranischer Milizen in beiden Ländern. Es ist die Vergeltung für eine tödliche Attacke auf US-Soldaten. In der Nacht zum Sonntag fliegen Streitkräfte der USA und Großbritanniens dann Luftschläge gegen 36 Ziele der Huthi-Miliz im Jemen, die wie die Hamas und die Hisbollah von Teheran unterstützt wird. Es ist eine Machtdemonstration, der Versuch, dem Kontrollverlust im Nahen Osten etwas entgegenzusetzen. Ob das Erfolg hat, ist offen. Klar ist nur, dass weitere US-Militärschläge folgen werden.
Vor einer Woche waren bei einem Drohnenangriff proiranischer Milizen in Jordanien, nahe der syrischen Grenze, drei US-Soldaten getötet und weitere verletzt worden. US-Präsident Joe Biden kündigte Vergeltung an. Es ist ein Balanceakt: Stärke zeigen, ohne einen Krieg mit dem Iran zu riskieren. Seit dem Beginn des Gaza-Krieges artet die Lage in der Region zunehmend aus. Neben der Hamas und der Hisbollah ist die jemenitische Huthi-Miliz ein Problem. Sie tyrannisiert die internationale Schifffahrt im Roten Meer. Über das Rote Meer und den Suezkanal laufen etwa 15 Prozent des Welthandels. Große Reedereien wählen inzwischen den langen und teuren Umweg über das Horn von Afrika. Der Gaza-Krieg, er droht zum Schattenkonflikt zwischen Washington und Teheran zu werden, die schon in der Vergangenheit öfters am Rande eines Krieges standen.
Die Huthi geben sich bisher unbeeindruckt, präsentieren sich als Rebellen, die dem mächtigen Aggressor USA die Stirn bieten. Der Irak und Syrien haben die Angriffe verurteilt. Absprachen habe es vorher nicht gegeben, heißt es aus Bagdad. Die iranische Führung sprach von einer „strategischen Fehlkalkulation“. Die US-Luftschläge würden die Spannungen nur weiter verschärfen. Für Biden ist die Situation knifflig. Nichtstun ist gerade in Zeiten des Wahlkampfes keine Option. Mehrere republikanische Kongressmitglieder werten die Luftschläge als unzureichend, zu spät, zu lasch. Scharfmacher wie der republikanische Senator Lindsey Graham fordern sogar einen US-Angriff auf iranischem Boden. Das wäre ein drastischer und wohl auch folgenreicher Schritt, gegen den sich Biden bewusst entschieden hat. Zumindest vorerst. dpa