„Natürlich wird es immer enger“

von Redaktion

INTERVIEW Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU) macht sich wegen des Bevölkerungswachstums aber keine Sorgen

München – Von 147 000 auf 163 000. Die Einwohnerzahl im Landkreis Ebersberg wird bis in 20 Jahren um 11 Prozent steigen. Gemeinsam mit dem Kreis Pfaffenhofen ist es das höchste Wachstum in ganz Oberbayern. Im Interview erklärt Landrat Robert Niedergesäß (CSU), wie der Landkreis damit umgeht.

Herr Niedergesäß, schon jetzt hat der Landkreis Ebersberg eine überdurchschnittlich hohe Bevölkerungsdichte. Bis 2042 wird die Einwohnerzahl weiter steigen. Wie haben Sie auf die Prognose reagiert?

Für uns war das keine große Überraschung. Wir führen seit Jahren eigene Prognosen zum Bevölkerungswachstum durch. Bei uns liegt die Schätzung bei 12 Prozent. Wir sind schon in den letzten Jahren stark gewachsen. Ich bin jetzt im elften Jahr Landrat, als ich damals angefangen habe, hatten wir 131 000 Einwohner. Jetzt sind es schon 147 000.

Woher kommt dieses schnelle Wachstum?

Rund um den Großraum München ist der Wachstumsdruck wahnsinnig groß. Wir haben einen großen Zuzug, vor allem von jungen Familien. Und auch die Lebenserwartung steigt immer weiter an. All das sorgt dafür, dass wir immer mehr Einwohner werden.

Wie bereiten Sie sich auf die steigenden Einwohnerzahlen vor?

Wir beschäftigen uns schon seit zehn Jahren mit dem demografischen Wandel und haben seit 2013 ein demografisches Gesamtkonzept. In den Fachstellen gibt es ein Team, das vieles abdeckt und sich um die verschiedenen Bereiche wie Familien, Jugend oder Senioren kümmert. Insgesamt sind wir da schon relativ gut unterwegs. Es gab bisher noch keine Klagen von Eltern, weil sie keinen Kita-Platz bekommen haben.

An welchen Stellschrauben setzt der Landkreis konkret an?

Die Gemeinden investieren viel in Krippen- und Kindergartenplätze. Im Landratsamt haben die Schulen eine hohe Priorität. Wir planen in Poing ein fünftes Gymnasium. Insgesamt investieren wir in Erweiterungen und Umbauten von Schulen 50  Millionen Euro. Wir weisen großflächig neue Baugebiete aus. Durch Nachverdichtung schaffen wir weiteren Wohnraum, was ein großes Thema ist. Auch die Mobilität ist wichtig. Wir haben den ÖPNV stark ausgebaut, aber das kostet auch viel Geld.

Ist es für die Gesellschaft nicht auch risikoreich, wenn der Landkreis immer mehr Einwohner hat?

Natürlich wird es in den nächsten Jahren immer enger. Der Landkreis wächst ja nicht in der Fläche. Und natürlich ist es ein Problem, wenn es auf den Zufahrtsstraßen immer voller wird oder wenn Einheimische keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden. Das Bevölkerungswachstum führt zu unterschiedlichen Reaktionen. Es gab auch schon Bürgerinitiativen, die sich gegen ein Wachstum ausgesprochen haben. Manche Gemeinden haben sich schon vor Jahren für ein starkes Wachstum entschieden, andere Gemeinden wachsen aber auch nur moderat.

Was macht die Region so attraktiv?

Wir haben ein gutes Gesamtpaket. Der Landkreis Ebersberg ist ein wirtschaftsstarker und strategisch günstig gelegener Standort. Die Kaufkraft ist hoch, wir haben viel Wohlstand und die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Die Familienfreundlichkeit unserer Gemeinden macht den Landkreis gerade für junge Familien attraktiv.

Innenminister Joachim Herrmann sagt: Bayern ist auf Migration angewiesen. Wie gehen Sie mit dem Thema Zuwanderung um?

Wir brauchen einen geordneten Zuzug. Der Anteil ausländischer Mitbürger hat sich bei uns ebenfalls verdoppelt. Wir brauchen diese Menschen in allen Bereichen. Aber die ungezügelte Migration muss aufhören. Das birgt hohen gesellschaftlichen und sozialen Sprengstoff.

Interview: Vinzent Fischer

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