München – Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, baut im Ukraine-Krieg auf eine Verhandlungslösung. Der langjährige außenpolitische Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte, in Anlehnung an das gescheiterte Minsker Abkommen über Friedensverhandlungen nachzudenken. „Es darf nicht so ausgehen wie im Ersten Weltkrieg mit Hunderttausenden von Toten. Es ist deshalb richtig, dass man überlegt, wie man zu einer Verhandlungslösung kommt“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Und ich denke, man kann sich dabei durchaus am Minsker Abkommen orientieren.“ Heusgen bezog sich auf Aussagen des ukrainischen Oberkommandierenden der Streitkräfte, Walerij Saluschny. Dieser hatte in der britischen Zeitschrift „The Economist“ vor den Folgen eines Stellungskrieges gewarnt: „Genau wie im Ersten Weltkrieg haben wir ein Technologielevel erreicht, das uns in ein Patt versetzt.“ Heusgen sagte weiter, es sei wichtig, dass Putin den Krieg nicht gewinne. „Ich glaube ganz sicher, dass die Ukraine am Ende dieses schrecklichen Krieges als Gewinner vom Feld geht.“ Putin dürfe es nicht gelingen, die Eigenstaatlichkeit der Ukraine auszulöschen. Der Siko-Chef hält den schlechten Ruf des Minsker Abkommens für ungerechtfertigt. Der Vertrag war 2015 unterzeichnet worden, um den Konflikt in der bereits damals unter russischem Einfluss stehenden Ost-Ukraine zu beenden. Seine Ziele hatte das Abkommen aber verfehlt, wofür sich beide Parteien gegenseitig die Schuld geben. Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs war es hinfällig. V. FISCHER