„Wir sind nicht das Problem, wir sind die Lösung“

von Redaktion

München/Osterhofen – Maximilian Krah hat den Kragen seines Jackets aufgestellt, aber auf diese Art, die nicht nachlässig wirkt, sondern gewollt. Vielleicht ist das ja das Zugeständnis des EU-Abgeordneten an das Bierzeltige des Anlasses und an die derbe Bayern-AfD, die sich trifft, um vom nahenden Untergang Deutschlands zu erzählen – und von der angeblichen blauen Rettung. „Wir sind nicht das Problem, wir sind die Lösung“, sagt Krah in seiner Rede, die nichts Polterndes hat, aber von tiefer Verachtung für die gesamte politische Konkurrenz zeugt. 2024, meint er, sei „ein Wendejahr“.

Krah – Sachse, Spitzenkandidat für die Europawahl im Juni und derzeit so etwas wie der Posterboy der Völkischen in der AfD – ist Stargast des Politischen Aschermittwochs in Osterhofen. Bevor er spricht, rumpeln aber Bayerns Parteigrößen über die Bühne, deftig, teils mehr als das.

Da ist AfD-Chef Stephan Protschka, der über die Ampel („Faschisten“) und die katholische Kirche herzieht, die „nicht in der Lage ist, ihre Kinderficker aufzudecken“. Markus Söder nennt er in Anspielung auf dessen Faschings-Kostüm einen „Möchtegern-Bismarck“ – nicht gerade nett, aber netter immerhin als „Södolf“, jener Spitzname, für den ihn der Ministerpräsident letztes Jahr anzeigte. AfD-Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner wirft eben jenem Söder vor, reihenweise AfD-Positionen zu kopieren. Vor allem aber hat sie es auf die die Bundesregierung abgesehen. Die müsse weg. „Dann gilt wieder rechts vor links.“

Das knallt zwar, im Saal skandieren sie laut „Die Ampel muss weg“. Aber als Krah, letzter Redner des Tages, auf die Bühne kommt, ist klar: Er ist ein anderes Kaliber. Ein Mann mit rhetorischem Geschick und dem Gestus des Welterklärers. Einer, der den radikal-völkischen Höcke-Kurs predigt, aber ihm auf bedenkliche Art den Nazi-Sound nimmt. In Osterhofen hält er eher eine Parteitags- als eine Aschermittwochsrede. Sie zündet trotzdem.

Hier und dort platziert der 47-jährige Dresdner Derbheiten, Beleidigungen. Die Anti-Rechts-Demonstranten nennt er „dumm“ und schimpft, er werde sich doch von „irgendeinem fetten Bischof Marx“ nicht Gott und Glauben nehmen lassen. In Anlehnung an ein berühmt gewordenes Tiktok-Video sagt er: „Echte Männer sind rechts und wir wollen echte Frauen.“ All das aber ist Geplänkel, über das sich ein großer Bogen spannt.

Krah, der an ein ethnisch-deutsches Volk als Schicksalsgemeinschaft glaubt, sieht die Zeit für rechte Politik gekommen. „Das gute Deutschland wird uns nicht geschenkt, wir müssen es uns erkämpfen“, prophezeit er und fordert einen langen Atem. Auch die Erbauer des Straßburger Münster hätten gewusst: „Es gibt etwas, das uns übersteigt“. Daran werde man anknüpfen. Zum Lachen ist das nicht, im doppelten Sinne. mmä

Artikel 4 von 4