Länger als sie las nur Walter Sedlmayr den Politikern die Leviten. Von 2011 bis 2018 hat Luise Kinseher (55) als Mama Bavaria und erste Predigerin Geschichte geschrieben. „Für mich war neu, wie sehr man als Nockherberg-Redner im Fokus steht“, erinnert sich die Kabarettistin. „Völlig überrascht war ich von den vielen frauenfeindlichen Zuschriften – noch bevor ich überhaupt meine erste Rede gehalten habe.“ Ihre mütterliche Art kam an. Dennoch fühlten sich manche Politiker zu streng behandelt: So regten sich die CSU-Granden 2016 auf, als Kinseher die Flüchtlingspolitik von Ministerpräsident Horst Seehofer abkanzelte und Finanzminister Markus Söder „moralische Legasthenie“ attestierte. Landtagspräsidentin Barbara Stamm fand Kinsehers Rede gar frauenfeindlich, weil sie extra viele Mandatsträgerinnen aufs Korn genommen habe. Dennoch sagt Kinseher: „Der Nockherberg war eine tolle Zeit. Vor allem habe ich gelernt, mich nicht von jedem Lüfterl umblasen zu lassen.“ Als Kabarettist brauche man eine Haltung. Wichtig ist ihr auch: „Die Rede ist live, ohne Generalprobe.“ Michael Lerchenberg war vor ihr der Erste, der live gesendet wurde. Davor bekamen die TV-Zuschauer im BR nur einen Zusammenschnitt. lö