München – Auch mit 91 Jahren ist Charlotte Knobloch noch gut bei Kräften. Lächelnd und mit aufrechtem Gang begibt sie sich in Richtung Senatssaal. Die große Bühne ist für die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern nichts Neues. Aber über den Bayerischen Verfassungsorden freut sie sich doch sehr – nicht nur für sich selbst, sondern auch für die anderen Preisträger. „Der Verfassungsorden ist ein Dankeschön für all diejenigen, die sich für andere Menschen einsetzen“, sagte sie gestern bei der Verleihung im Maximilianeum. Es sei schön, dass die Ordensträger für ihr Engagement eine große Bühne bekommen. Und: „Der Bayerische Verfassungsorden ist für mich als stolze Bayerin eine besondere Ehre.“
Charlotte Knobloch ist der heimliche Star der Ordensverleihung – und noch immer viel beschäftigt. Am Mittwochabend war sie noch zu Gast auf dem Nockherberg. Einen Tag später wird sie für ihr Lebenswerk geehrt, ihren Kampf gegen rechte Umtriebe und für ein friedliches jüdisches Leben in Deutschland. Als einzige Preisträgerin bekommt die 91-Jährige stehende Ovationen.
Neben Knobloch bekommen noch 50 andere Personen von Landtagspräsidentin Ilse Aigner den Verfassungsorden überreicht. Es ist ein feierlicher Festakt, untermalt von Violinen- und Klaviermusik. Der Landtag ehrt mit dem Orden Bürgerinnen und Bürger, die sich aktiv für die Werte der Bayerischen Verfassung engagieren. Die Auszeichnung wurde als Bayerische Verfassungsmedaille am 1. Dezember 1961 vom damaligen Landtagspräsidenten Rudolf Hanauer gestiftet.
Aigner lobte die „wunderbare Atmosphäre“, die bei der Verleihung herrscht. „Eine gewisse Gänsehaut darf sich da schon breitmachen.“ So manche Entwicklung in der Gesellschaft mache sie nachdenklich, sagte Aigner. „Die Demokratie macht Mühe, aber wir machen uns auch diese Mühe.“ Mit dem Verfassungsorden wolle man „der schlechten Laune etwas entgegensetzen“.
Theo Waigel, Ex-Bundesfinanzminister und CSU-Chef und heute Ehrenvorsitzender der Christsozialen, sprach den Preisträgern seinen Dank aus. „Der Verfassungsorden ist die stolze Anerkennung für Ihr Engagement, für Ihr Tun und Ihr Vorbild in unserer Zeit“, sagte er. Die Ausgezeichneten hätten mit ihrem Engagement einen „Verfassungspatriotismus“ unter Beweis gestellt.
Unter den geehrten waren viele prominente Namen. Auch die Schauspielerin Uschi Glas wurde für ihr soziales Engagement geehrt. Am Samstag feiert sie ihren 80. Geburtstag. Knobloch und Glas unterhielten sich lange angeregt im Foyer. Prinzessin Ursula von Bayern bekam den Orden für ihren Einsatz für Kinder und Jugendliche. Auch die Oscar-Preisträgerin („Nirgendwo in Afrika“) Caroline Link engagiert sich für die Gesundheit von Kindern. „Die Zeiten sind extrem herausfordernd, gerade für Kinder“, sagte sie. Die seelische Belastung sei nicht nur durch die globalen Krisen und Kriege, sondern auch durch die Sozialen Medien hoch.
Die Münchner Journalistin Natalie Amiri hat unter anderem aus Teheran für die ARD berichtet. Vor allem die Situation der Frauen im Iran ist ihr ein Herzensthema. „Die Auszeichnung bedeutet mir sehr viel, weil sie die Demokratie wertschätzt“, sagte Amiri. Sie selbst habe erfahren, was es bedeutet, in repressiven Staaten zu leben. „Es ist wichtig, dass wir die Demokratie nicht für selbstverständlich erachten.“
Der Wasserburger Alexander Stöckl bekam den Verfassungsorden für seine Verdienste um das Privatfernsehen, die ehemalige Landtagsabgeordnete Isabell Zacharias und die Münchner Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek für ihr politisches Engagement. Andreas Bruckschlögl, Felix Haas und Bernd Storm van’s Gravesande bekamen den Verfassungsorden für die Gründerkonferenz „Bit’s & Pretzel’s“. Das Event wurde 2014 ins Leben gerufen und findet einmal jährlich statt. Unter anderem Stefan Raab, Nico Rosberg und Barack Obama waren schon Redner bei der Veranstaltung.