München – Auf diesen Moment fiebert Ingvar Dorka jedes Jahr hin. Mit dem März beginnt die Pflanzzeit – und der Frühling zieht auch in die weitläufigen Gewächshäuser des Münchner Gartencenters Seebauer ein. „Endlich geht es wieder los“, sagt der 34-jährige Blumenexperte und „Vollblutgärtner“, wie er sich selber nennt. Dorka riecht an der rosaroten Blüte einer Hyazinthe. Sie hat eine liebliche, süßliche Duftnote. Ein Gartencenter, sagt Dorka, sei wie eine Parfümerie. Durch die milden Temperaturen in den vergangenen Wochen seien auch die Kunden schon in Frühlingsstimmung. „Die Leute scharren mit den Hufen. Die rennen uns hier die Bude ein.“ Für unsere Leser erklärt er die Dauerbrenner – und die neuen Trends.
Die Dauerbrenner
Zu den ersten Frühlingsboten zählt die Narzisse. „Im Garten treiben sie schon“, beobachtet Ingvar Dorka. Für den Experten sind sie immer eine Empfehlung – und bei den Kunden jedes Jahr sehr begehrt. „Wer sich die kauft, erlebt etwas.“ Und das sei es ja, was die Kunden wollen. Narzissen bestechen durch ihre helle, gelbliche Farbe. „Das ist eine typische Frühlingsfarbe, mit der man das winterliche Grau gut vertreiben kann“, sagt Dvorka.
Ein zweiter Klassiker sind Hyazinthen, die zudem sehr robust sind. Ein Trend laut Dorka: die Kombination verschiedener Blumen in einem Topf, um Farben und Düfte platzsparend miteinander zu kombinieren. Nicht jeder habe schließlich einen Garten. Gerade die Münchner müssten mit wenig Fläche zum Gärtnern zurechtkommen. „Die Kunden sagen: Wenn ich schon wenig Platz habe, dann möchte ich den auch effektiv gestalten.“
Immer beliebt ist auch der Goldlack, einer der ersten Frühlingsblüher – und ein sehr pflegeleichter. „Er mag warme Plätze, wo es vielleicht andere Pflanzen nicht aushalten“, erklärt der Experte. Zudem sei der Goldlack eine „dankbare Bienenweide, die jeden anspricht“. Damit sie möglichst lange hält, sei es wichtig, die Blütenrispe zu schneiden.
Seit Jahrzehnten Klassiker sind Primeln und Anemonen. Sie sprechen besonders die Gartler über 60 an, hat der Experte beobachtet. Die Anemone braucht zum Blühen ein sonniges bis halbschattiges Terrain und blüht schon ab März in vielen verschiedenen Farben. Primeln sind besonders als kleine Topfpflanzen beliebt.
Die Unverwüstlichen
Wer eher keinen grünen Daumen hat, aber trotzdem nicht auf die Schönheit der Frühjahrsblüher verzichten möchte, greift am besten zu Hornveilchen oder Stiefmütterchen. „Egal, was man macht, da kann man eigentlich nichts falsch machen. Die sind idiotensicher“, sagt Dorka und lacht. Veilchen seien für jeden die richtige Wahl, der auf Nummer sicher gehen will, so der Experte. Sie vertragen auch starken Frost und blühen von Februar bis Mai zuverlässig.
Der Trendsetter
Eukalypten aus der Familie der Myrtengewäche sind nicht nur bei Koalas beliebt, auch im Gartencenter sind die Gewächse gefragt. Es gibt sie in verschiedenen Farbtönen, meist ein bläuliches Grün, weswegen sie auch Blaugummibäume heißen. Die Blätter sind dabei leicht silbrig. „Der Eukalyptus bringt gute Stimmung rein“, findet Dorka. Er ist immergrün und kann auch den Winter mit geeignetem Schutz überleben. „Eukalypten werden vielseitig verwendet“, sagt der Experte. Bei Floristen sind sie wegen des intensiven Dufts und der Blätter gern gesehen. Eukalypten passen auch gut zu Rosen.
Die Kräuter
Kräuter werden bei den Gärtnereien immer wichtiger. Vor allem mediterrane Gewürze sind bei den Kunden beliebt. Ein Grund: „Kräuter sind nicht nur gesundheitsfördernd und insektenfreundlich, sondern sie verbrauchen auch wenig Wasser“, erklärt Dorka. Sie sind zudem „immergrün und immer präsent“. Aus verschiedenen Sorten könne man schöne Kombinationen zusammenstellen, zum Beispiel das „Kräuter-Sixpack“, bestehend aus sechs verschiedenen Jungpflanzen.
Dorkas Empfehlungen sind Rosmarin und Lavendel. Die riechen gut – und ziehen Bienen und Hummeln an. Ein weiterer Tipp ist, mediterrane Kräuter mit Bohnenkraut zu kombinieren. Der würzige, scharfe Geschmack des Bohnenkrauts enthalte Komponenten von Thymian, Rosmarin und Oregano. Dadurch könne man sich „den Urlaub nach Hause holen“. Ein weiterer Vorteil: „Im Frühjahr blüht das Bohnenkraut schön rosa.“ Bohnenkraut sei vielseitig einsetzbar, von Pizza bis zum Nudelgericht. „Bohnenkraut ist sehr unterschätzt.“ Für Dvorka gehören Kräuter in jeden Garten. Sie brauchen wenig Wasser und Dünger, sind also ressourcenschonend. Zudem sind viele Kräuter insektenfreundlich. Auch deshalb empfiehlt sie der Experte. „Sie sind gesund für die Natur und den Menschen.“ Wichtig sei, die Pflanzen nach Wasser- und Lichtbedarf zu trennen. Die eher durstige Pfefferminze etwa sollte man nicht mit mediterranen Kräutern kombinieren. „Das ist eine schwierige Gemeinschaft aus ganz unterschiedlichen Charakteren.“
Die Exotin
Die Aschenblume, auch Senetti genannt, ist der exotische Tipp des Blumen-Experten. „Die ist vor zwei, drei Jahren das erste Mal hier aufgetaucht“, erinnert er sich. Die Aschenblume gefällt durch ihre vielfältigen, ungewohnten Farben. Im Hochsommer blüht sie noch ein zweites Mal. Sie gilt auch als beliebte Pflanze für den Balkon. „Das hat nicht jeder, das ist etwas Neues“, sagt Dorka. „Die Senetti bringt ein exotisches Flair mit sich und vertreibt den Winter-Blues.“ So etwas habe Oma vor 50 Jahren noch nicht gepflanzt. Aber Vorsicht: Vor Frost braucht die Aschenblume Schutz. Dorka empfiehlt grundsätzlich, kälteempfindliche Pflanzen nachts im Zweifel lieber noch nach drinnen zu nehmen.
Die Sträucher
Bei Sträuchern geht der Trend zum Platzsparen. Immer beliebter wird das sogenannte Säulenobst. Ob Äpfel, Aprikosen oder Birnen – „es braucht wenig Platz, liefert aber viel Ernte“. Schon im zweiten Jahr kann man mit Ertrag rechnen. Vorzugsweise wird das Säulenobst im März gepflanzt. Weiterhin beliebt sind Zierkirschen. Bei Größen von einem bis zu zehn Metern sei für jeden etwas dabei, sagt Dorka. „Für eine Kirsche ist immer Platz.“ Zunehmend gefragt sind die heimischen und insektenfreundlichen Weiden. Dorkas Tipp: der Judasbaum mit seinen herzförmigen Blättern.
Das Hochbeet
Ob Gemüse, Kräuter oder Salate: Hochbeete eignen sich für beinahe alles. „Das ist eine richtige Mode geworden“, sagt Dorka. Ein Hochbeet erwärme sich im Frühjahr schneller und bleibe im Herbst länger warm. „Die Saison geht dadurch bis in den November“, sagt der Experte. Auch vor Unkraut ist das Hochbeet besser geschützt. Inzwischen gibt es Modelle, die aus dem Hochbeet fast ein Gewächshaus machen. „Dadurch kann man die Ernte deutlich verlängern.“