DORFLEBEN

Giggenhausen rettet gemeinsam den Metzgerwirt

von Redaktion

„Eigentlich haben wir beide nichts mit Gastronomie am Hut“, sagt Tierarzt Christoph Aichinger über sich und Malermeister Josef Geil. Die beiden hatten 2021 die Idee, eine Genossenschaft zu gründen, um den Giggenhausener Metzgerwirt zu retten. Die ehemalige Besitzerin Elisabeth Kratzer fand nämlich trotz jahrelanger Suche keine passende Nachfolge. „Die Schließung wäre der Tod unseres Dorfes gewesen“, sagt Aichinger. Seit mehr als 150 Jahren ist das Wirtshaus fest im nahe Freising gelegenen Giggenhausen verwurzelt und ist für die rund 600 Bewohner von großer Bedeutung. Die Rettung ist dem „Team Dorfwirtschaft“ schlussendlich gelungen. Aichinger: „Wir waren immer rund zehn Leute. Davon brachte jeder ein gewisses Know-how mit.“

Das Team sammelte eine stolze Summe von insgesamt rund einer Million Euro. Die Gemeinde hat 500 000 Euro beigesteuert. Den Betrag will die Genossenschaft mit ihren rund 400 Mitgliedern wieder zurückzahlen. Es sei eine große Kunst gewesen, die Bevölkerung dazu zu bringen, einen Betrag beizusteuern, so Aichinger. Orientiert hätten sie sich an dem Beispiel Altenau, die ebenfalls eine Genossenschaft gegründet haben, um ihre Wirtschaft zu retten. Bekannt unter „Ein Dorf wird Wirt“.

Heute ist der Metzgerwirt wieder geöffnet unter dem Pächter-Duo Daniel Zull und Markus Winnefeld. Die Schlüsselübergabe war im April 2022. Für die Renovierungsarbeiten im Innenraum waren die neuen Wirte zuständig, für außen die Genossenschaft. Außen sei die Renovierung noch nicht ganz abgeschlossen, so stehe noch ein Baugerüst vor dem Gebäude, berichtet Zull. Auch wenn der Umbau dort etwas schleppend verlaufe, ist die Wirtschaft schon seit vergangenem Sommer geöffnet.

In einem Anhang zum Pachtvertrag ist das Vereinsleben gesichert. Außerdem sind bestimmte Öffnungszeiten festgelegt. Ansonsten seien die zwei Pächter frei. Auch bei der Preisgestaltung spreche die Genossenschaft nicht mit. Allerdings hätten manche Mitglieder am Anfang gedacht, dass sie bei der Führung des Wirtshauses mitreden könnten. „Man muss aufpassen, dass man niemandem auf die Füße tritt“, sagt Zull.

Was super sei: Die Mitglieder der Genossenschaft und die Pächter helfen sich immer gegenseitig aus. „Einige Mitglieder kümmern sich zum Beispiel um den Garten. Dafür bekommen sie von uns Kaffee und Kuchen“, erzählt Zull. „In Summe ist es ein gutes Konzept. Man kann wirklich viel aus der Partnerschaft rausholen.“  fwe

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