Kertsch-Brücke: Putins Macht aus Stahl und Beton

von Redaktion

München – Mit ihrer Zerstörung würde auch Putins Macht bröckeln: Die Kertsch-Brücke im Osten der Krim gehört zu den wichtigsten strategischen Militärzielen der ukrainischen Armee. Das 19 Kilometer lange Bauwerk mit einer vierspurigen Autobahn und einer Eisenbahnlinie ist die einzige direkte Verbindung zwischen Russland und der Halbinsel. Großes Thema ist die Brücke wieder seit der Taurus-Abhöraffäre: In dem von Russland abgehörten Gespräch hatten Luftwaffenoffiziere der Bundeswehr kürzlich darüber diskutiert, wie die Brücke mit deutschen Taurus-Marschflugkörpern zerstört werden könnte.

Knapp 40 Minuten lang hatten Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, und drei Taurus-Experten über unterschiedliche Szenarien gesprochen – dabei ging es etwa darum, dass die Kertsch-Brücke so groß sei, dass man womöglich „zehn oder 20 Flugkörper“ brauche, um sie zu zerstören. Moskaus Propaganda-Maschinerie lief daraufhin auf Hochtouren: Man habe „Zerstörungspläne“ der Bundeswehr aufgedeckt, im Staatsfernsehen wurden sogar Gegenangriffe auf deutsche Brücken ins Spiel gebracht.

Tatsächlich haben die deutschen Militärs in ihrem Gespräch nicht erkennen lassen, ob sie einen Angriff auf die Brücke überhaupt für sinnvoll erachten. Aber das Thema ist extrem heikel: Über die Kertsch-Brücke wird ein großer Teil des Nachschubs für die russischen Truppen geliefert. Sie wurde seit Kriegsbeginn bereits zweimal durch ukrainische Angriffe schwer beschädigt: im Oktober 2022 und im Juli 2023. Sowohl der Zug- als auch der Autoverkehr wurden zeitweise unterbrochen.

Die Mega-Konstruktion aus Stahl und Beton ist nicht nur entscheidend für die Versorgung der Krim und die von Russland besetzten Teile im Osten der Ukraine – sie hat als Putins Herzensprojekt auch symbolischen Wert: 2018 hatte er die längste Brücke Europas persönlich eingeweiht, indem er mit einem Lastwagen drüberfuhr. Die Pläne für eine Landverbindung über die Meerenge von Kertsch gab es zwar schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts, der Bau war aber nie als vorrangiges Projekt gesehen worden. 2014 änderte sich das: Mit dem Bau der Brücke versprach Putin den Bürgern auf der Krim, den Tourismus anzukurbeln und die Preise für Lebensmittellieferungen zu senken. Sie stand für seine viel propagierte „Heimkehr“ der Schwarzmeer-Halbinsel in ihr „Mutterland“.

Ein Jahrzehnt später gilt sie vielmehr als Achillesferse Russlands. Der frühere Oberbefehlshaber der US-Truppen in Europa, Ben Hodges bezeichnete eine Zerstörung der Kertsch-Brücke als „Schlüssel für einen ukrainischen Sieg“. Auf der Halbinsel habe der Krieg begonnen, sagte der Ex-General – und dort werde er auch entschieden.  kab

Artikel 3 von 3