München – Wer in München und Umgebung ein Haus oder eine Wohnung kaufen will, dem wird selbst in Zeiten sinkender Kaufpreise schwindelig. Trotz Abschlägen von bis zu zehn Prozent im vergangenen Jahr bleiben die eigenen vier Wände für viele Menschen ein Traum. Was dagegen immer läuft, ist Luxus pur. Wo es in den zweistelligen Millionenbereich geht, gibt es jedes Jahr neue Rekordpreise. Wurden noch 2022 für das teuerste Haus Deutschlands, direkt am Ammersee, 15 Millionen Euro aufgerufen, waren es 2023 schon 29,5 Millionen Euro – für die berühmte Villa Winterholler in Stephanskirchen im Kreis Rosenheim von Bob Arnold, dem Sohn des Arri- Mitgründers August Arnold. Blieben vor zwei Jahren alle weiteren Angebote in der Top-Ten-Liste der teuersten Immobilien in Deutschland unterhalb der 15-Millionen-Euro-Grenze, rückten 2023 mit 28,5 bzw. 27,9 Millionen Euro gleich zwei Nobelvillen in Hamburg an den Preis für das weitläufige Anwesen in Oberbayern heran.
40 Millionen Euro – und das völlig unsaniert
Auch in diesem Jahr kennt der Markt nur eine Richtung: aufwärts. Zurzeit wird das Alexandrinen Cottage, eine von drei nach englischem Vorbild im 19. Jahrhundert in Heiligendamm direkt an der Ostseeküste gebauten herzoglichen Villen, für 40 Millionen Euro feilgeboten. Zudem muss das historische, denkmalgeschützte Gemäuer mit seinen 1484 Quadratmetern noch restauriert werden – zehn Millionen Euro zusätzlich sollte ein Interessent also zur Hand haben.
Ein weiteres Highlight bietet sich verwöhnten Kunden in Grünwald bei München: Für 32,9 Millionen Euro können sich solvente Leute in einem im Stil der Loire-Schlösser gestalteten Neubau mit 1000 Quadratmetern Wohnfläche einquartieren.
Viel zu teuer? Ganz und gar nicht! Deutschlands Luxus-Immobilien sind im internationalen Vergleich Schnäppchen – und mit durchschnittlich 500 bis maximal 1000 Quadratmetern eher klein.
Florida: Eine Halbinsel für 272 Millionen
So wird das teuerste Anwesen der USA derzeit für nicht weniger als 295 Millionen Dollar, umgerechnet gut 272 Millionen Euro, angeboten. Dafür gibt’s immerhin drei schicke Häuser auf einer 36 000 Quadratmeter großen Halbinsel in Naples (Florida) direkt am Meer. Nicht nur der fast 300 Meter lange Privatstrand sollte die Reichen und Schönen entzücken, die gleich mit der Großfamilie oder besten Freunden in dem Drei-Villen-Komplex mit insgesamt 2100 Quadratmetern Wohnfläche einziehen könnten. Auch der eigene Jachthafen dürfte die verwöhnte Klientel überzeugen. Dass der Ort am Golf von Mexiko regelmäßig von verheerenden Hurrikans heimgesucht wird? Ein Szenario, das reiche Amerikaner kaum schreckt.
Das gilt auch für Amazon-Gründer Jeff Bezos, der derzeit Häuser im großen Stil kauft. Besaß der Tech-Milliardär laut „Bild“ 2021 bereits ein gutes Dutzend Luxus-Immobilien von Hawaii bis Manhattan, hat er im selben Jahr in Beverly Hills das 1264 Quadratmeter Wohnfläche bietende Haus des Filmproduzenten Jack Warner für 135 Millionen Euro erworben. Den palastartigen Bau von 1937 in den Hügeln der Reichen bei Los Angeles, die öfter mal Buschfeuer fürchten müssen, ließ Bezos nach dem Kauf noch nach eigenen Wünschen umbauen.
Auch in Florida schlug er jüngst zu: auf einer Privatinsel vor Miami mit exklusivem Zugangsrecht. Im „Billionaire Bunker“ befindet sich Bezos in mehr oder weniger guter Gesellschaft, schließlich leben – zeitweise – auch Trump-Tochter Ivanka samt Gatte Jared Kushner hier. Gut 60 Millionen Euro war ihm die Villa wert, Ende des Jahres kaufte er noch das Nachbaranwesen für gut 70 Millionen dazu. Erfreulich für den mit knapp 170 Milliarden Euro Vermögen aktuell drittreichsten Mann der Welt: Der Wert der Immobilien stieg sofort nach dem Erwerb – allein, weil er der Käufer ist. Außerdem macht ihn der Kaufrausch ja nicht arm: Für die beiden Anwesen für insgesamt 130 Millionen musste Bezos nur 0,9 Prozent seines Vermögens aufwenden. Dass der Milliardär überhaupt so reich ist, hat er auch dem US-Steuersystem zu verdanken, So musste Amazon beispielsweise 2019 von einem Gewinn von umgerechnet knapp elf Milliarden Euro nur 155 Millionen Euro an den Fiskus überweisen. Wen wundert es da, dass die Preise für Häuser und Wohnungen in den USA weltweit am höchsten sind?
Über den Wolken mit Überlaufpool
In Dubai, nicht gerade bekannt für Armut, ist kürzlich die teuerste Wohnimmobilie des Emirates verkauft worden – für 126 Millionen Euro. Das über 2000 Quadratmeter große Penthouse im Wolkenkratzer „Como Residences“, der bis 2027 fertig sein soll, befindet sich in schwindelerregenden 300 Metern Höhe und glänzt mit einem Überlaufpool auf dem Dach –nichts für Schwimmer mit schwachen Nerven. Käufer soll laut „Bild“ ein Osteuropäer sein. Billiger wäre er in Berlin weggekommen, wo in Mitte das derzeit teuerste Penthouse für nur 17 Millionen Euro zu haben ist – allerdings mit bescheidenen 575 Quadratmetern Wohnfläche.
Dass im Luxusbereich mitunter Geduld gefragt ist, bis das Objekt zum verlangten Preis verkauft wird, wird am Beispiel der Villa Winterholler in Stephanskirchen deutlich. Seit einem Jahr ist das 1000 Quadratmeter große, denkmalgeschützte Anwesen auf dem Markt, angebissen hat offenbar noch niemand. Die wohlhabenden Verkäufer stört das meist nur bedingt: Sie brauchen das Geld nicht sofort. Über Preissenkungen jedenfalls spricht die hiesige Maklerbranche nicht gerne.
The One – mit 140 Mio. ein Sonderangebot
Auch in den USA werden lieber Rekorderlöse gefeiert als Millionenrabatte zugegeben. „Schnäppchen“ gibt es dennoch, wie die imposante Villa im Nobel-Viertel Bel Air von Los Angeles zeigt, die selbstbewusst als „The One“ vermarktet wurde. Bloß haftete von Anfang an Pech an dem Mega-Projekt mit 21 Schlafzimmern und 42 Bädern auf 9300 Quadratmetern – plus Garage für 50 Autos: Der Bauträger ging pleite, und statt der erhofften 280 Millionen Euro kamen in einer Zwangsversteigerung „nur“ 120 Millionen Euro zusammen – ein Rabatt von 160 Millionen. Ein Sonderangebot, wenn man bedenkt, dass der Pleitier ursprünglich 460 Millionen für „The One“ erzielen wollte.
Über einen Preisnachlass von 90 Millionen konnten sich auch Sängerin Beyoncé und ihr Mann, Rapper Jay-Z, freuen. Ihre moderne Villa, das teuerste jemals in Kalifornien verkaufte Haus, ist ein Entwurf des japanischen Stararchitekten Tadao Ando mit 2800 Quadratmetern Wohnfläche und direkter Lage am Strand von Malibu. Das Musiker-Paar griff für rund 185 Millionen Euro zu – statt 275 Millionen Euro. Da soll keiner sagen, dass Stars nicht die bauernschlaue Weisheit befolgen: Je mehr wir kaufen, desto mehr sparen wir!