Rechtsextreme kapern immer wieder Hits

von Redaktion

München – Gigi D‘Agostino ist kein Weltstar, aber unbekannt ist der 56-jährige italienische DJ und Musikproduzent nicht. Der Song „L‘amour toujours“ machte ihn in den Neunziger Jahren international bekannt. Der Song steht nicht im Verdacht rechtsextremer Gedanken, ebensowenig der Künstler selbst. Nach dem Vorfall auf Sylt stellte D‘Agostino dann auch klar, dass sein Song ausschließlich von Liebe handelt. „In meinem Lied ,L‘amour toujours´ geht es um ein wunderbares, großes und intensives Gefühl, das die Menschen verbindet. Es ist die Kraft der Liebe, die mich hochleben lässt“, teilte D‘Agostino am Samstag mit. Auf den Vorfall in Deutschland ging er in seiner Mitteilung nicht ein. Er betonte aber, dass er nicht in den Sozialen Medien unterwegs sei.

Gigi D`Agostino ist nicht der einzige Künstler, der Probleme mit der Verwendung seiner Hits durch Rechtsgesinnte hat. Sängerin Helene Fischer zum Beispiel verklagte die rechtsextreme NPD, die Fischers Hit „Atemlos durch die Nacht“ 2014 auf Veranstaltungen im thüringischen Landtagswahlkampf abspielte. Die Künstlerin erwirkte eine einstweilige Verfügung, die auf Antrag der NPD aufgehoben wurde. Das Oberlandesgericht Thüringen gab Fischer dann abschließend recht, weil der Ruf der Künstlerin schwer geschädigt werden könnte. Auch die Band Wir sind Helden erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen die thüringische NPD wegen des Spielens ihres Hits „Gekommen um zu bleiben“. Ebenso die Kölner Band Höhner wegen ihrer Songs „Jetzt geht`s los“ und „Wenn nicht jetzt, wann dann“. Die NPD zog im Fall Höhner bis vor den Bundesgerichtshof. Vergeblich.

Dass Rechtsrocker Hits instrumentalisieren, ist ein lange bekanntes Phänomen. Udo Jürgens erstattete seinerzeit Anzeige, weil Rechtsextreme seinen Hit „Mit 66 Jahren“ mit einem den Holocaust verharmlosenden Text versahen und auf rechtsradikalen Konzerten spielten. In Anspielung auf die österreichische Schlagergruppe Zillertaler Schürzenjäger brachte das anonyme rechte Projekt „Zillertaler Türkenjäger“ Mitte der 90er-Jahre eine CD mit zwölf Karaoke-Versionen bekannter deutscher Künstler wie Trio, Bläck Föös oder Udo Lindenberg heraus – versehen mit neuen ausländerfeindlichen und antisemitischen Texten. Die CD wurde verboten, die Mitglieder des Projekts konnten bis heute nicht ermittelt werden.
WHA

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