München – Die Aussichten sind trüb: Regen, Regen und noch mehr Regen sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) für die kommenden Tage voraus. Das Innenministerium rechnet mit „erheblichem Hochwasser“, Minister Joachim Herrmann (CSU) will am Freitag über die Vorkehrungen informieren. Wir haben beim DWD nachgefragt, wie die Meteorologen den Mai bewerten und was die Region erwartet.
Ist so viel Regen im Mai normal?
Der bayernweite Mittelwert für Niederschläge im Mai liegt bei 90 Litern pro Quadratmeter. „Dieses Jahr sind es durchschnittlich 20 Prozent mehr“, sagt Martin Schwienbacher vom DWD in München. „Über alle Stationen gemittelt liegen wir bei 108 Litern pro Quadratmeter.“ Schuld daran sind die vielen Gewitter. Gehen sie mit Starkregen einher, fällt binnen kürzester Zeit eine größere Menge Niederschlag. Im Vergleich mit den Vorjahren ist es also ein nasser Mai, aber trotzdem kein Einzelfall. „Dauerregen und Starkregen gab es immer schon mal im Mai“, erklärt der Meteorologe. Die aktuelle Lage habe große Ähnlichkeit mit dem Mai 2013.
Wo hat es am meisten geregnet?
Regional sind die Schwankungen groß. Während in Ruhpolding im Landkreis Traunstein rund 200 Liter pro Quadratmeter gefallen sind und die fränkischen Mittelgebirge teils doppelt so viel Niederschlag abbekommen haben wie in den Vorjahren, sind andere Orte trocken geblieben. „In Greding kommen wir auf 60 Prozent der Durchschnittsmenge, da hatten wir nur 40 Liter statt der üblichen 75.“ Auch hier geben Gewitter den Ausschlag: „In den letzten Wochen hatten wir häufig Starkregen, aber von Region zu Region große Unterschiede.“ So erwischte es vergangene Woche die Oberpfalz, wo Kastl im Landkreis Amberg-Sulzbach zwischenzeitlich unter Wasser stand. Anfang dieser Woche traf es Schwaben und das südliche Oberbayern.
Welche Rolle spielt der Klimawandel?
Unter Meteorologen herrscht Konsens darüber, dass Starkregen weiter zunehmen wird, sagt Martin Schwienbacher. „Aus wissenschaftlicher Sicht ist es eine Folge des Klimawandels. Eine wärmere mittlere Temperatur sorgt für mehr Kapazität, Luftfeuchtigkeit aufzunehmen – und auch wieder abzugeben.“ Das bedeute nicht, dass die nächsten Jahre genauso sein müssen. „Aber die Entwicklung deutet in Richtung Starkwetterereignisse.“ Das gilt auch für Hitzewellen: Während Westeuropa im Regen steht, leiden Länder wie Indien oder Pakistan unter Temperaturen über 50 Grad und Dürre.
Wie sehen die nächsten Tage aus?
Tief „Orinoco“ hält sich hartnäckig über Bayern und zieht von Norditalien Richtung Polen, „damit wird‘s in Süddeutschland Dauerregen geben“. Laut Martin Schwienbacher gibt es dann zwar weniger Starkregen, die Niederschläge werden aber anhalten. Überflutungen und Hochwasser sind möglich. In Schwaben und Franken erwartet der DWD bis zu 100 Liter pro Quadratmeter binnen 48 Stunden. Ein Schwerpunkt könnte auch das Allgäu werden. Dort ist sogar mit bis zu 150 Litern pro Quadratmeter zu rechnen. Südlich der Donau soll der Regen ab Sonntagabend nachlassen.
KBK