München/Mannheim – Sulaiman A., der am Freitag einen Polizisten mit einem Kampfmesser tötete und fünf weitere Menschen teils schwer verletzte, war vermutlich ein Einzeltäter. Zumindest weisen die Ermittlungen stark darauf hin. Unklar ist noch, ob er die Tat plante. Aber dass der 25-jährige Afghane einfach so ein Kampfmesser bei sich hatte und spontan handelte, ist eher unwahrscheinlich. Einzeltäter, die sich selbst radikalisieren und plötzlich zuschlagen, sind ein Albtraum für die Sicherheitsbehörden, weil sie extrem schwer zu entdecken sind. Zudem war Sulaiman A. offenbar bisher nicht bei der Polizei aktenkundig, sondern führte ein eher unauffälliges Leben.
Stück für Stück sickern Details über den Täter durch. Wie mehrere Medien berichten, kam Sulaiman A. im März 2013 mit seinem Bruder nach Deutschland. Der junge Mann besuchte die Realschule und belegte Deutschkurse. Sein Asylantrag wurde zwar abgelehnt, aber wegen seiner jungen Jahre wurde er nicht abgeschoben. Auch soll er höflich, hilfsbereit und nicht religiös-fanatisch auffällig gewesen sein. Als Jugendlicher, berichtet die „Frankfurter Allgemeine“, machte A. Kampfsport und engagierte sich in Heppenheim in der Flüchtlingshilfe im Kreis Bergstraße, wo er in einem Hochhaus wohnte.
Im Jahr 2019 heiratete er eine deutsche Staatsbürgerin mit türkischen Wurzeln, mit der er zwei Kinder hat. Die Heirat verbesserte seinen Status, seine Aufenthaltserlaubnis soll bis 2026 ausgestellt sein. Wie die „Bild-Zeitung“ berichtet, bezog Sulaiman A. Bürgergeld II.
Wie sich der 25-Jährige radikalisierte, ist noch unklar. Dass es sich um eine islamistisch-extremistisch motivierte Straftat handelt, davon gehen die Ermittler aber aus. Die „Welt“ will den mutmaßlichen YouTube-Account von A. gefunden haben. Dort sollen zahlreiche Videos des inzwischen getöteten afghanischen Predigers und Taliban-Kommandeurs Ahmad Zahir Aslamiyar hochgeladen worden sein. Aslamiyar rief in seinen Videos regelmäßig zum Dschihad gegen den Westen auf. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe erklärte, ihr lägen zu den Recherchen der „Welt“ keine Informationen vor.
Sulaiman A. konnte bisher nicht vernommen werden. Ein anderer Polizist hatte ihn unmittelbar nach den tödlichen Messerstichen auf Rouven Laur niedergeschossen. Die Wohnung in Heppenheim wurde durchsucht. Die Polizei hofft, über die Auswertung des sichergestellten Materials mehr Erkenntnisse zum Motiv für die Tat zu bekommen.
Etwa 500 Menschen haben nach Polizeiangaben am Dienstagmittag in Heppenheim des ermordeten Polizisten gedacht. Die Tat mache die Heppenheimer betroffen, weil der Angreifer in der hessischen Stadt seinen Wohnsitz habe, sagte Landrat Christian Engelhardt (CDU). „Damit ist nun auch ein Stück von unserer Freiheit gestorben.“ Bereits am Montag hatten rund 8000 Menschen auf dem Mannheimer Marktplatz des Polizisten gedacht.
WHA