Erstmals dürfen schon 16-Jährige mitwählen

von Redaktion

München – Auf Initiative der Ampel setzte der Bundestag im November 2022 das Wahlalter für die Europawahl von 18 auf 16 Jahren herab. Damit dürfen am Sonntag 16- und 17-Jährige zum ersten Mal bei einer bundesweiten Wahl ihre Stimme abgeben. Werden unter 18-Jährige auch bald den Bundestag wählen können? Die Ampel hat sich dies eigentlich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen. Allerdings ist dazu eine Änderung des Grundgesetzes notwendig – es gibt jedoch Vorbehalte bei Union und FDP.

Gegen die Anpassung des Wahlalters führen Kritiker oft eine größere Beeinflussbarkeit der 16- und 17-Jährigen an. Zudem wird oft vorgebracht, dass sie über eine geringere Reife und weniger Wissen verfügen würden. „Die vorhandene Empirie stützt diesen Vorwurf nicht“, sagt Thorsten Faas von der Freien Universität Berlin. „In unseren Studien haben wir 15- bis 20-Jährige verglichen und keine Unterschiede hinsichtlich Wissen oder Interesse gefunden.“

Für das vorgezogene Wahlalter spricht zudem ein Argument, das der Politologe Uwe Jun von der Universität Trier als „Generationen-Effekt“ bezeichnet: Die frühere politische Sozialisierung durch das Wählen mit 16 Jahren kann demnach zu einem stärkeren Interesse an Politik im Erwachsenenalter führen.

Doch wie sieht es nun bei der Europawahl aus – welchen Einfluss haben die 16- und 17-Jährigen? „Im Ergebnis wird man sagen: Riesig ist der Einfluss nicht“, sagt Faas. „Der Kreis der Wahlberechtigten wird zwar moderat erweitert, aber die Wählerschaft insgesamt bleibt natürlich trotzdem eher alt.“

Artikel 5 von 5