Eine Herzklappe wird per Katheter ersetzt. © Herzzentrum
München – Defekte der Herzklappen machen nicht nur Menschen mit angeborenen Herzfehlern wie Julia Holler zu schaffen. Die große Mehrheit der Patienten sieht sich erst im Laufe des Lebens mit dem Problem konfrontiert, vor allem im Alter. Statistisch gesehen ist heute jeder Achte über 75-Jährige betroffen, über 80 sogar jeder Fünfte. Doch viele Patienten können die Symptome wie Kurzatmigkeit, ein Engegefühl in der Brust, Brustschmerzen, Müdigkeit und Schwindel oder einen unregelmäßigen Herzschlag nicht zuordnen und gehen erst spät zum Arzt.
Dabei hat die moderne Spitzenmedizin im Kampf gegen Herzklappenerkrankungen enorme Fortschritte gemacht. Ein Paradebeispiel sind Eingriffe an der Aortenklappe. Diese lässt sich heutzutage in sehr vielen Fällen ohne offene OP und mit einem dünnen Katheterschlauch ersetzen. Die Methode ermöglicht es Herzspezialisten, auch hochbetagte und schwer kranke Patienten effektiv zu behandeln, für die eine klassische Herz-OP zu riskant wäre. Am Deutschen Herzzentrum zählten Herzchirurgen 2007 zu den Pionieren dieser TAVI-Eingriffe – die Abkürzung steht für den Fachausdruck Transkatheter-Aortenklappenimplantation.
Bei den Katheter-Verfahren wird ein dünner Schlauch z. B. durch die Leistengefäße eingeführt und bis zum Herzen vorgeschoben. In dessen Innerem kann ein zusammengelegter Ballon an den Einsatzort transportiert werden. „Auf dem Ballon steckt die neue Herzklappe. Ist der Ballon in exakt die gewünschte Position manövriert worden, wird er mit Flüssigkeit gefüllt, und er entfaltet sich mitsamt der Klappe“, so Herzchirurg Prof. Markus Krane. „Bei einer weiteren Variante steckt die neue Herzklappe in einer Art temperaturempfindlichem Metallgerüst. Dieses lässt sich unter kaltem Wasser so komprimieren, dass es in den Katheterschlauch passt.“
Inzwischen wurde die Kathetertechnik so weiterentwickelt, dass
sie auch für den Ersatz der Mitralklappe genutzt werden kann – sie heißt TMVI-Technik. Das bedeutet Transkatheter-Mitralklappen-Implantation. „Anders als die Aortenklappe wird die Mitralklappe jedoch eher selten ersetzt und viel häufiger repariert. Dies kann in den allermeisten Fällen durch einen minimal-invasiven chirurgischen Eingriff erfolgen – ohne dass das komplette Brustbein eröffnet werden muss“, so Krane weiter.
Sollten die Patienten selbst für einen minimal-invasiven chirurgischen Eingriff zu krank sein, steht den Spezialisten eine Technik namens Mitra-Clip zur Verfügung. Die beiden Segel der Mitralklappe werden dabei mit einer Klammer gefasst und wieder abgedichtet.
Dagegen werden jüngere Patienten oft minimalinvasiv operiert. Das ist ebenfalls problemlos möglich – sowohl an der Aorten- als auch an der Mitralklappe. Krane: „Die chirurgischen Reparaturverfahren sind den katheterbasierten Techniken heute noch überlegen. Dadurch ist gerade bei jüngeren Patienten eine möglichst lange Haltbarkeit sichergestellt.“
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