Der Vater des Prügelopfers wird von seiner Lebensgefährtin am Tatort getröstet. © Foto: ZDF/Hallo Deutschland
Bad Oeynhausen – Sechs Tage nach der tödlichen Prügelattacke auf den 20-jährigen Philippos T. im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen ist die politische Debatte über Gewalttaten durch Migranten voll entbrannt. Wie berichtet, war das Opfer nach der Abifeier seiner Schwester in der Nacht zum Sonntag im Kurpark angegriffen worden. Die Tritte und Schläge gegen seinen Kopf waren so schwer, dass Philippos T. im Krankenhaus starb.
Als mutmaßlicher Tatverdächtiger wurde ein 18-jähriger Syrer festgenommen. Seit die Herkunft des Mannes bekannt ist, sei die Stimmung in seiner Stadt aggressiv, sagte Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU). „Die Leute äußern sich radikal. Die Diskussions-Kultur ist verloren gegangen“, sagte der 50-Jährige der „Bild“. Der Tod von Philippos sei kein Einzelfall. „Zuletzt hat uns der Messerangriff von Mannheim erschüttert. Darüber müssen wir offen diskutieren und Konsequenzen ziehen.“
Für den CDU-Politiker ist klar: „Wer bei uns Menschen umbringt, muss Deutschland verlassen.“ Diese Entscheidung müsse auf der Bundesebene endlich getroffen werden. „Die Probleme der Migration dürfen nicht auf die Kommunen abgewälzt werden. So wie bisher kann es nicht weitergehen.“ Die Kommunen müssten Unterkünfte, Kita- und Ganztags-Plätze schaffen, für Integration und Inklusion sorgen. Was man ihnen zumute, sei „nicht mehr zu ertragen“.
Gegenüber der „Welt“ sagte Bökenkröger: „Unser System ist am Limit, was Platz angeht, was Integration angeht. So wird es nicht mehr funktionieren. Wenn wir Schulen haben, an denen 90 Prozent der Kinder Migrationshintergrund haben, dann wird es schwer, dort den Lehrstoff zu vermitteln und die Integration voranzutreiben.“
Der Fall löste am Freitag auch eine Kontroverse zwischen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und ihrem NRW-Landeskollegen Herbert Reul (CDU) aus. Auslöser war Faesers Hinweis, dass der mutmaßliche Täter acht Jahre lang in einer Flüchtlingsunterkunft gelebt habe und schlecht integriert worden sei. Reul reagierte irritiert: „Erst mal ist immer der Schuld und persönlich verantwortlich, der die Tat begeht – und nicht irgendjemand anders“, sagte er dem Sender „Welt TV“. Der junge Mann müsse sich jetzt für die Tat verantworten.
Reul hält es zwar für legitim, Integrationshindernisse zu hinterfragen. Dabei gehe es aber nicht um verfehlte Integrationsleistung im Einzelfall, sondern eine strukturelle Überforderung des Landes wegen der hohen Zahlen. Man müsse sich fragen: „Vielleicht kann Integration gar nicht gelingen, wenn man in solchen Mengen Menschen in unser Land kommen lässt?“ Von der Bundesregierung forderte er klare Taten.
Der mutmaßliche Täter hat sich bislang nicht zum Tatvorwurf Totschlag geäußert. Der junge Syrer war in der Vergangenheit durch Gewalt-, Eigentums- und Betäubungsmittel-Delikte aufgefallen. SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese sagte im Zusammenhang mit der tödlichen Attacke: „Der Täter muss dafür mit aller Härte des Gesetzes zur Rechenschaft gezogen werden.“ Wenn es sich um einen Syrer handele, der zuvor schon straffällig geworden sei, müsse er nach Verbüßen der Strafe abgeschoben werden.
Unterdessen laufen die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft Bielefeld auf Hochtouren. Sie riefen erneut Zeugen auf, Fotos und Videos zur Verfügung zu stellen, auf denen Hinweise auf die Tat zu erkennen sind. Der Tatverdächtige ist laut Staatsanwaltschaft 2016 im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Deutschland gekommen, habe erst in Pforzheim gelebt und sei dann 2023 nach Bad Oeynhausen gezogen. Er sei zwar den Behörden bekannt, war aber bislang nicht vorbestraft.
CM/DPA