In Bayern wird täglich für eine Million Euro geklaut

von Redaktion

Handelsverband spricht von Rekord – Sicherheitsexperte: Bei Ladendetektiven wird inzwischen gespart

Ein Ladendetektiv sitzt vor den Überwachungsmonitoren eines Supermarktes. © Foto: Boris Roessler/Picture Alliance

München – Immer häufiger werden Händler auch in Bayern Opfer von Ladendieben. Der finanzielle Schaden, der durch die Diebstähle entsteht, hat im vergangenen Jahr laut dem Handelsverband Bayern ein neues Rekordhoch erreicht: 360 Millionen Euro, davon 133 Millionen allein in Oberbayern. In München belief sich der Schaden 2023 auf 52 Millionen Euro.

Das sind Zahlen, die den Handelsverband alarmieren. „Betrachtet man es rein statistisch, liegt der Warenwert von Diebstählen in Bayern täglich bei einer Million Euro“, sagt der Verbandssprecher Bernd Ohlmann. Dabei werde längst nicht jeder Diebstahl angezeigt. In Bayern seien es 2023 knapp 43 000 gewesen. „Die Dunkelziffer ist sehr hoch, weil nur einer von zehn Ladendieben tatsächlich erwischt wird.“ Laut einer aktuellen Studie sind es sogar noch weniger (siehe Artikel oben). Bei den Händlern in München ist laut Ohlmann eine Anzeigenmüdigkeit entstanden, da viele Strafverfahren gegen die Täter eingestellt würden.

Wie sich Händler schützen können, weiß Mohsen Nik. Er ist Experte und Inhaber der Münchner Sicherheitsfirma Nik Security. In der Landeshauptstadt berät er Firmen und Konzerne, vor allem im Luxus-Segment. Es gebe viele Wege, um sich vor Ladendieben zu schützen, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch auch er sehe, dass dies zunehmend schwieriger werde. „Die Hemmschwelle ist gesunken, die Leute sind diebstahlsbereiter und gehen die Gefahr und das Risiko ein, um sich zu bereichern.“ Was er vor allem beobachtet: „Trotz Vorkehrungen kommen immer mehr mit Vorsatz in die Läden.“ Die Tendenz gehe ganz klar in Richtung organisierte Kriminalität.

„Bei professionellen Dieben sehen wir, dass sie schon vorher die Ware, die sie stehlen wollen, ausfindig machen und dann auch nicht lange im Haus bleiben.“ Man sehe es ihnen auch nicht an, dass sie klauen könnten. Der Bedarf für gute Ladendetektive sei durchaus da, viele Händler wollten aber genau da den Gürtel enger schnallen: „Die Umsätze der Konzerne sind nicht mehr so toll, wie sie einmal waren. Viele reduzieren die Stundenzahl der Ladendetektive“, sagt Nik. Ebenso sei es auch beim hauseigenen Personal. Das sieht der Sicherheitsexperte als großes Problem: „Folglich ist dadurch immer weniger Verkaufs- und Sicherheitspersonal im Haus und dadurch fühlen sich die Diebe auch weniger beobachtet.“

Personal als Sicherheitslücke

„Kommunikation ist das A und O, aufmerksames Personal unschlagbar“, sagt Nik. Die Gefahr für Händler sei damit aber nicht gebannt. Denn auch das eigene Personal kann zum Problem werden: „Das Personal genießt das Vertrauen der Geschäftsleitung. Sie sind diejenigen, die jeden Tag im Haus sind und die Gegebenheiten kennen. Die Bezahlung aber ist im Einzelhandel nicht gerade toll, und vor allem in München muss man dreimal so viel arbeiten, um die Miete zu bezahlen.“ Das eigene Personal neige auch zum Diebstahl – das komme immer wieder vor, er beobachte das in München verstärkt.

Laut dem Polizeipräsidium München gab es in der Landeshauptstadt im vergangenen Jahr 8836 angezeigte Ladendiebstähle. Ein Plus von 24,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2022. Dabei werden die Diebe auch immer dreister und gewaltbereiter. Das bestätigen sowohl Mohsen Nik als auch Bernd Ohlmann vom Handelsverband. „Wenn man schon einmal einen Faustschlag von einem Dieb bekommen hat, überlegt man es sich schon, ob man den das nächste Mal festhält“, sagt Ohlmann. Das Personal spüre da eine große Unsicherheit. LISA METZGER

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