Menschen, die den Unterschied machen

von Redaktion

Der Freistaat zeichnet 60 Personen mit dem Verdienstorden aus – der heimliche Star ist 95 Jahre alt

Lässt die Muskeln spielen: Schauspieler Wolfgang Fierek, hier mit Söder, freut sich über den Verdienstorden.

Der Verdienstorden: Die Zahl der lebenden Ordensträger ist auf 2000 Personen begrenzt. Der Orden wird bei feierlichen Anlässen getragen, die kleine Spange geht auch im Alltag mit ganz normaler Kleidung.

Ein Saal voller Ordensträger: Im Antiquarium in der Münchner Residenz wurden gestern 60 Personen ausgezeichnet.

Georg Anastasiadis, Chefredakteur des Münchner Merkur.

Sepp Maier und Georg Hackl unterhalten sich prächtig.

Ein berührender Moment: Markus Söder geleitet die soeben ausgezeichnete Lioba Strößenreuther (95) zurück an ihren Platz. © Alle Fotos: Marcus Schlaf

München – Normalerweise steht Wolfgang Fierek in lässiger Lederjacke auf der Bühne. Doch diesmal blickt der Schauspieler und Sänger, inzwischen 73, im Trachtenjanker ins Blitzlichtgewitter. Als einem von 60 Auserwählten verleiht ihm Markus Söder am Donnerstag im Antiquarium der Residenz den Bayerischen Verdienstorden. Fierek, der in Aying lebt, weiß immer noch, wie man die Bühne nutzt. Mit hochgestrecktem Daumen stürmt er auf den Ministerpräsidenten zu, lässt beim obligatorischen Foto die Muskeln spielen und beendet seinen Auftritt mit einem feierlichen „Rock ’n’ Roll“. Abseits der Bühne erzählt er dann noch, dass er keine Musik mehr macht und nur noch schauspielert – und statt seiner geliebten Harley jetzt bevorzugt ein motorisiertes Dreirad fährt, ein sogenanntes Trike.

Der Orden soll ein „Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk“ sein, heißt es im Gesetz. Das Besondere: Maximal 2000 Menschen können diese Auszeichnung gleichzeitig innehaben – aktuell sind es rund 1500. Ein erlesener Kreis, der unter anderem kostenlose Eintritte in staatliche Museen, Gärten und Schlösser genießen kann. „Sie machen den Unterschied“, lobt Söder in seiner Festrede die Ordensträger aus allen Bereichen der Gesellschaft.

Als erste Frau und Nicht-Französin leitet Iris Knobloch seit 2022 das internationale Filmfestival in Cannes. Bayern sei stolz auf eine solch bedeutende Vertreterin in der Filmwelt, heißt es in der Laudatio. Knobloch gibt sich weniger patriotisch. „Ich sehe mich eher als Botschafterin Europas und der Kultur generell. Kultur hat für mich keine Grenzen.“

Ein Raunen geht durch den Saal, als Torwartlegende Sepp Maier (80) nach vorne gebeten wird. Unter tosendem Applaus nimmt er die Auszeichnung in Empfang, die man nur erhalte, „wenn man über 80 Jahre alt ist“, wie der Welt- und Europameister scherzt. Deutlich früher dürfen sich seine Sportkolleginnen Vanessa Hinz und Franziska Preuß über den Orden freuen. Zusammen sind sie jünger als der Maier Sepp – Hinz ist 32, Preuß sogar erst 30. Die beiden Ausnahme-Biathletinnen haben viele Erfolge gefeiert – zusammen gewannen sie bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking Bronze in der Teamstaffel. Hinz konnte ihr Glück zunächst gar nicht fassen: „Ich musste erst einmal googeln, wofür man diesen Orden überhaupt bekommt. Ich hätte nie gedacht, dass ich solch eine Auszeichnung mal erhalte.“ Eine weitere Wintersportikone wird mit Georg Hackl ausgezeichnet, der im Bob zahlreiche Welt- und Europameistertitel geholt hat. Inzwischen engagiert sich „Schorsch“ Hackl für Kinder in Not. Die erfolgreiche Kick-Boxerin und heutige Fernsehmoderatorin Christine Theiss setzt sich an vorderster Front des Arbeiter-Samariter-Bundes ein und ist Mitglied der Rettungshundestaffel.

Star des Tages ist aber Lioba Strößenreuther. 40 Jahre half die inzwischen 95-Jährige ihrem Sohn Guido bei seiner Arbeit in der Gemeinde Ottobrunn. Aufgrund eines Fahrradunfalls, durch den er als Jugendlicher eine schwere Kopfverletzung erlitt, konnte der heute 71-Jährige nur leichte Tätigkeiten übernehmen. Nachdem Ministerpräsident Söder sie für ihren unermüdlichen Einsatz geehrt hat, geleitet er die neue Ordensträgerin zurück an ihren Platz.

Ebenfalls geehrt wird Georg Anastasiadis. Der Chefredakteur des „Münchner Merkur“ sei ein Meister der Worte und ein echtes Aushängeschild des Journalismus im Freistaat. Seine scharfsinnigen Kommentare prägen politische Debatten, heißt es in der Laudatio.

Einen Orden bekommt auch BR-Moderator Tilmann Schöberl (Jetzt red i“). Die Opernsängerin Anna Maria Kaufmann wird für ihre künstlerische Vielseitigkeit ausgezeichnet, ebenso wie die Dialekt-Sängerin Claudia Koreck. Weitere Verdienstorden gehen an die Volksmusikerin Traudi Siferlinger, Sänger Patrick Lindner, Alt-Rocker Peter Kraus, BMW-Vorstandschef Oliver Zipse und Wiesn-Wirt Christian Schottenhamel. Eine Reihe Politiker steht ebenfalls auf der Liste der Geehrten: der Landtagsabgeordnete Winfried Bausback (CSU), Umweltminister Thorsten Glauber (FW), Ex-Gesundheitsminister und jetzt Fraktionsvorsitzender Klaus Holetschek (CSU) sowie Landtags-Vizepräsident Ludwig Hartmann (Grüne).
JOSHUA EIBL , MAYANK SHARMA

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