München – Dividende gestrichen, Aktie abgestürzt, Anleihekurs eingebrochen: Auch Baywa-Anleger haben im Moment wenig zu lachen. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) versucht deshalb derzeit, die Stimmrechte möglichst vieler Anleger zu bündeln, um sie im Sanierungsprozess zu vertreten.
Frau Bergdolt, die Baywa hat ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben. Was halten Sie von diesem Vorgang?
Da schrillen bei mir alle Alarmglocken. Momentan gibt es zwar keine zwingenden Anzeichen, dass die Baywa in die Pleite schlittert. Trotzdem sind wir bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz wegen der angespannten Finanzlage ernsthaft besorgt.
Was droht Anlegern?
Nachdem der Aktienkurs abgestürzt ist und die Dividende gestrichen wurde, könnte die Baywa nun im Extremfall entweder eine Entschuldung über einen Kapitalschnitt versuchen, bei dem die Aktionäre ihr Eigentum verlieren. Oder sie könnte Anleihen in Aktien umwandeln und so das Eigenkapital erhöhen.
Was würde das für Baywa-Aktionäre bedeuten?
Sie würden faktisch enteignet. Das wäre dramatisch, denn bei den Kleinaktionären der Baywa handelt es sich oft um Landwirte, die sich die Baywa-Aktie gekauft haben, weil sie das Unternehmen und das Geschäft kennen und es für seriös und sicher halten. Es geht hier also um die Altersvorsorge vieler Bauern. Sie müssen womöglich für den Expansionskurs von Ex-Chef Klaus Josef Lutz bluten.
Glauben Sie, dass es so weit kommt?
Ich hoffe nicht. Fakt ist aber: Die Baywa hat eine Bilanzsumme von zwölf Milliarden, macht gute 23 Milliarden Umsatz und erwirtschaftet in den meisten Jahren zwischen 50 und 75 Millionen Euro Gewinn. Dem stehen 5,6 Milliarden Euro an Schulden gegenüber. Das ist ein völliges Ungleichgewicht. Das hat keinen gestört, als die Zinsen tief waren, das hat sich aber geändert.
Was ist Ihr Ziel als Aktionärsschützerin?
Wir wollen verhindern, dass die Kleinaktionäre bei der Sanierung ausgebootet werden. Wenn wegen des Finanz-Desasters Härten auf die Anleger zukommen, müssen die gleichmäßig verteilt und nicht einseitig auf die Kleinanleger abgewälzt werden.
Viele sind nun sauer auf Ex-Chef Lutz. Sie auch?
Ja. Andererseits muss man sagen: Marcus Pöllinger, der Nachfolger von Lutz, ist seit 2008 im Unternehmen, tut aber so, als hätte er keinerlei Mitverantwortung für die aktuellen Probleme. Auch die Information über das Sanierungsgutachten kam in vier dünnen Sätzen. So geht man nicht mit Aktionären um und so führt man auch kein Unternehmen in dieser Größe.
Interview: Andreas Höß