Die vielen Baustellen der S-Bahn München

von Redaktion

München – Die vier Probleme der Bahn, so lautet ein beliebter Kalauer, heißen: Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Egal in welcher Jahreszeit – immer wieder gibt es teils haarsträubend lange Störungen im Münchner S-Bahn-Netz. Doch ganz so einfach ist es natürlich nicht – es ist nicht schlicht „das Wetter“ schuld an den andauernden Dramen auf den Schienen.

Als die Pünktlichkeit 2023 auf den Tiefststand von 90 Prozent absackte – der schlechteste Wert seit 20 Jahren –, da veröffentlichte die Bayerische Eisenbahngesellschaft auf Anfrage unserer Zeitung eine Statistik der Störungsursachen. 46,2 Prozent aller Verspätungen im S-Bahn-Netz waren demnach „auf den Infrastrukturbetreiber DB Netz zurückzuführen“. Mit anderen Worten: Störungen der Leit- und Sicherungstechnik, etwa an Signalen und Stellwerken, waren eine der Hauptursachen für Bahnpannen. Auch Langsamfahrstellen und Oberleitungsschäden gehören in diese Kategorie – und in der Tat war eine gerissene Oberleitung am Leuchtenbergring auch eine Ursache der jüngsten Panne am Montagabend.

Vor allem aber sind die Stellwerke veraltet, manche sind über 100 Jahre alt. Auch das Stellwerk Ostbahnhof mit Relaisschaltungen aus den frühen 1970er-Jahren wartet auf Ersatz – das neue digitale Stellwerk wird nach zweimaliger Verschiebung der Inbetriebnahme erst im Sommer 2025 an den Start gehen. Stand jetzt jedenfalls.

Es gibt auch externe Einflüsse, die dem Münchner S-Bahn-Chef Heiko Büttner Sorgen bereiten. Die Zahl der Polizei- und Notarzteinsätze ist gleichbleibend hoch. Die Zahl unbefugter Personen im Gleis, die den Betrieb aufhalten, ist jüngst sogar noch einmal gestiegen – und das, obwohl die S-Bahn neuralgische Punkte, wie etwa am Bahnhof Hackerbrücke vor dem Beginn des Stammstreckentunnels, so gut es eben geht, mit Gittern abgeschottet hat. Ein örtlicher Schwerpunkt ist, obwohl die Bahn das nicht gerne sagt, das Umfeld der Bezirksklinik Haar, ein zweiter der Tunnel selbst. Externe Einflüsse machten im vergangenen Jahr knapp ein Drittel aller Störungen aus.

Ein weiteres Viertel der Störungen geht auf das Konto der S-Bahn selbst: Probleme mit den Zügen. Türstörungen, Bremsschäden – jüngst musste die S-Bahn eine ganze Serie von Altfahrzeugen der Baureihe ET 420 („Olympia-S-Bahn“) wegen Hydraulikproblemen über Tage aus dem Verkehr nehmen. Die S-Bahn hofft, dass 16 Fahrzeuge aus Hannover (Baureihe ET 424) den Betrieb stabilisieren – neun sind eingetroffen, weitere sollen bis Jahresende folgen. Außerdem wird ab Dezember die S7 aus Wolfratshausen oberirdisch im Hauptbahnhof enden. Auch das soll den Betrieb im Tunnel entzerren.

Weitere Störungen waren in der Tat auf Extremwetterlagen wie etwa den extremen Schneefall Anfang Dezember 2023 zurückzuführen – wobei man auch hier hinterfragen kann, ob sich die Bahn dabei immer richtig vorbereitet hat. Nur so viel ist sicher: Der nächste Winter – er kommt bestimmt.
DW

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