Streptokokken: Die Illustration zeigt die bevorzugt in Ketten angeordneten Bakterien. © Picture Alliance
München – Für Laien ist es ein Zungenbrecher, trotzdem haben von Streptokokken viele Menschen schon mal gehört – gerade Eltern, deren Kinder sich infizierten. Die Bakterien siedeln sich unter anderem im Mund-, Nasen- und Rachenbereich an, auch auf der Haut oder im Darm. Bestimmte Unterarten sind gefährlich. Sie können Erkrankungen auslösen, die in den meisten Fällen harmlos verlaufen, darunter beispielsweise Rachenentzündungen, Scharlach oder Mittelohrentzündungen. Einige Stämme dieser Bakterien können allerdings auch sehr ernste gesundheitliche Probleme verursachen – etwa eine Lungenentzündung, eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Endokarditis (Herzklappenentzündung). Noch gefährlicher wird es, wenn sich die Streptokokken über den Blutkreislauf im Körper ausbreiten und gleich mehrere Organe befallen so wie bei Gerhard Ebenkofler (siehe Text oben). Dann droht schlimmstenfalls eine Sepsis (Blutvergiftung), die sogar tödlich verlaufen kann. Im Kampf gegen solche Bakterien werden Antibiotika eingesetzt, bei schweren Krankheitsverläufen durch Infusionen im Krankenhaus. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den gefährlichen Keimen:
Wer ist gefährdet?
Senioren, kleine Kinder und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen und/oder einem geschwächten Immunsystem. „Wenn man ein intaktes Immunsystem und gesunde Herzklappen hat, werden gefährliche Streptokokken in der Regel schnell vernichtet. Aber es gibt Risikofaktoren für eine folgenschwere Infektion. Dazu gehören vorgeschädigte Herzklappen, angeborene Herzfehler oder verschleißbedingte Herzklappenerkrankungen. Dadurch erhalten die Bakterien mehr Angriffsfläche, sie können sich leichter an den Herzklappen anheften und vermehren“, erläutert Professor Markus Krane, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie im Deutschen Herzzentrum. Streptokokken können mitunter auch einen sogenannten Biofilm bilden. Dabei legen sich die Keime beispielsweise auf künstliche Gelenke und sind noch schwerer zu behandeln. In solchen Fällen muss meist die Prothese ausgetauscht werden und es sind mehrere Eingriffe im OP nötig.
So steckt man sich an
Durch winzige Tröpfen, die beim Sprechen, Niesen oder Husten durch die Luft geschleudert werden (Tröpfcheninfektion), oder durch Berühren von bakteriell verunreinigten Gegenständen (Schmierinfektion) kann man sich anstecken. Streptokokken finden sich auch in Lebensmitteln. Außerdem können gefährliche Keime durch kleinere Verletzungen oder auch durch medizinische Eingriffe oder Zahnbehandlungen in den Blutkreislauf gelangen.
Die Symptome
Häufig kommen Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und vereiterte Mandeln sowie vergrößerte Lymphknoten am Hals vor. Auch Husten und Hautinfektionen sind möglich. Alarmzeichen für eine Endokarditis sind unter anderem Fieber, Müdigkeit und Schwäche, ungewöhnliche Herzgeräusche und Atemnot, insbesondere bei Anstrengung.
Andere Keime
Zur Gattung der Streptokokken gehören Pneumokokken, die eine Lungenentzündung hervorrufen können. Daran erkranken allein in Deutschland jährlich mehr als eine halbe Million Menschen. Dagegen verursachen Staphylokokken wesentlich häufiger Hautinfektionen. Enterokokken lösen unter anderem Harnwegsinfektionen und Bauchfellentzündungen aus. Sowohl Staphylokokken als auch Enterokokken können wie die Streptokokken eine Herzklappenentzündung verursachen. Diese drei Keime sind die häufigsten Erreger für eine solche Endokarditis.
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