München – Wo Menschen unter Zeitdruck arbeiten, bleiben Fehler nicht aus. Einige spektakuläre Pannen hat Wagner in seinem Buch dokumentiert.
Am 13. April 1964 sendet die dpa um 21.48 Uhr die Blitzmeldung „Chruschtschow tot“. 57 Minuten später folgt die Korrektur: Die Nachricht war falsch, beruhte auf einem Missverständnis, der mächtigste Mann der Sowjetunion lebt. Die Folgen der Panne sind immens: Es gibt diplomatische Verwicklungen zwischen Bonn und Moskau, sowjetische Behörden schließen das Moskauer dpa-Büro und fordern den Korrespondenten Heinz-Günther Wurzel auf, das Land zu verlassen. Die Glaubwürdigkeit der dpa ist schwer beschädigt. Die interne Prüfung ergibt: Eine ursprünglich aus Japan stammende Meldung war fälschlich für eine Veröffentlichung der sowjetischen Agentur TASS gehalten worden. Mehrere Fehler und Missverständnisse führten dazu, dass sie über den dpa-Ticker ging. Am Ende musste der Chef vom Dienst seinen Hut nehmen.
Der Bericht eines jungen dpa-Redakteurs vom Landesparteitag der SPD in Ravensburg erschüttert 1968 die deutsch-französischen Beziehungen. Willy Brandt wird darin ein Zitat zugeschrieben, in dem er Charles de Gaulle als „machtbesessenen Regierungschef“ bezeichnet – ein Affront. Rundfunk-Mitschnitte beweisen: Brandt hat das so nicht gesagt.
2009 fällt die dpa auf einen Werbegag herein: Zum deutschlandweiten Start ihrer Filmsatire „Short Cut to Hollywood“ erfinden die Filmemacher ein Selbstmordattentat in einer US-Kleinstadt namens Bluewater – inklusive einer Internetseite dieses angeblichen Ortes und der Homepage des (ebenfalls erfundenen) örtlichen Fernsehsenders. Die dpa meldet das vermeintliche Attentat am 10. September um 9.38 Uhr, schiebt 21 Minuten später noch eine Ergänzung nach – und muss um 10.06 Uhr kleinlaut eingestehen, dass man Unsinn verbreitet hat.
Die dpa hat aus solchen Pannen Lehren gezogen und interne Kontrollmechanismen verstärkt. Zudem legt die Agentur auch ihre Recherchequellen offen, sodass Angaben überprüft werden können.
SC