INTERVIEW

„Journalistisches Ethos gewinnt an Wichtigkeit“

von Redaktion

München – Dr. Maximilian Eder (34) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikationswissenschaften und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU).

Was bedeutet es für Nachrichtenagenturen, dass Informationen sich heute in Sozialen Netzwerken blitzschnell verbreiten?

Zum einen ist es für Nachrichtenagenturen schwierig geworden, aus dieser Informationsflut herauszustechen. Zum anderen entsteht ein ökonomischer Druck, weil weitere Akteure aufgetaucht sind, die auch für sich beanspruchen, Journalismus zu machen.

Haben die Agenturen noch ihre Berechtigung?

Ja – vor allen Dingen, wenn wir auf ihr journalistisches Ethos blicken. Gerade in dieser Zeit von Desinformationen und Falschnachrichten gewinnt ein solches Ethos zunehmend an Wichtigkeit.

Erleben wir hier die Demokratisierung der Nachricht?

Die Demokratisierung, wie wir sie ursprünglich einmal erdacht haben, ist nicht unbedingt eingetreten. Gerade vor dem Hintergrund eines derzeit wenig regulierten Einsatzes von Künstlicher Intelligenz und angesichts der Macht, die Plattformen wie Google, Facebook und Instagram mitbringen.

Was muss sich ändern?

Es gilt, diese Marktmacht zu beschneiden. Die Politik muss Leitlinien aufstellen, um den ungehinderten Zugang zu Informationen auf der einen Seite zu gewährleisten, aber auf der anderen Seite auch den klassischen Journalismus und Nachrichtenagenturen in ihrer Position zu stärken.

Hängt die Wahl der Informationsquellen vom Alter ab?

Je jünger Nachrichtennutzerinnen und -nutzer sind, umso eher wenden sie sich digitalen Plattformen zu. Das gilt vor allem für Social Media. Gleichzeitig gibt es bei allen Altersgruppen eine Tendenz, sich Nachrichten online zu beschaffen.

Sind die Nutzer ausreichend geschult für den Umgang mit diesen neuen Medien?

Das ist eine gute Frage. Medienkompetenz im weitesten Sinne ist in der Bevölkerung ungleich verteilt. Viele Leute können eben nicht unterscheiden, was eigentlich eine journalistische Quelle ist, auf die man sich verlassen kann, und was dagegen Meinungsmache. Das sollte nach meiner persönlichen Meinung weiter gefördert werden, zum Beispiel in Schulen.

Künstliche Intelligenz (KI) erstellt rasend schnell Texte. Eine Gefahr?

Zeitdruck war im Journalismus schon immer ein Problem, und er könnte sich durch KI verstärken. Guter Journalismus braucht aber eine gewisse Zeit zum Arbeiten, damit die publizierten Informationen auch verlässlich sind.

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