INTERVIEW

„Viel trinken, Schatten suchen, Sport reduzieren“

von Redaktion

München – Wenn die gefühlte Temperatur bereits am frühen Nachmittag 32 Grad überschreitet, spricht der Deutsche Wetterdienst von einer „starken Wärmebelastung“, ab 38 Grad gilt die Wärmebelastung als „extrem“. Der Allgemeinmediziner und Reisemediziner Dr. Markus Frühwein erklärt, wie sich Risikopatienten bei Hitze verhalten sollten.

Welche Gesundheitsrisiken gibt es bei großer Hitze?

Im Vordergrund stehen vor allem die Herz-Kreislauf-Risiken. Starke Sonneneinstrahlung und Hitze führen zu einem hohen Flüssigkeitsverlust und können einen Sonnenstich verursachen. Es können Symptome wie Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Fieber auftreten. Das kann im schlimmsten Fall auch in einen Krankenhausaufenthalt münden.

Für welche Personengruppen ist das Risiko besonders hoch?

Vor allem Ältere und die ganz Kleinen sind betroffen, aber auch Schwangere und chronisch Kranke. Wenn jemand grundsätzlich Probleme mit dem Blutdruck oder den Nieren hat, kann einiges schiefgehen.

Wie sollten sich ältere Menschen bei Hitze verhalten?

Grundsätzlich sollten sie Hitze meiden, also nicht in die Sonne gehen, Schatten und klimatisierte Räume aufsuchen. Wer regelmäßig Sport treibt, neigt gerade bei Hitze dazu, sich zu überlasten. Mein Rat: Bei hoher Wärmebelastung einen Gang zurückschalten. Und vor allem ausreichend trinken!

Gibt es Medikamente, die die Anfälligkeit für Hitze erhöhen?

Bei Blutdruckmedikamenten ist Vorsicht geboten. Oft sind das harntreibende Mittel, die den Blutdruck durch das Ausscheiden von Flüssigkeit reduzieren. Das ist bei Hitzebelastung natürlich ungünstig. Betroffene sollten mit ihrem Hausarzt abklären, ob und wie sie bei Hitze diese Medikamente reduzieren oder absetzen können. So können sie bei Hitzeperioden bis zu einem gewissen Grad ihre Medikation selbst steuern. Am Ende gilt trotzdem: Einfach viel trinken.

Was ist bei einem Hitzschlag zu tun?

Kühle, Bettruhe, viel trinken. Bei Fieber können fiebersenkende Mittel genommen werden. In jedem Fall sollte ärztliche Hilfe gesucht werden.

Auch in Deutschland kommt es ja wegen des Klimawandels häufiger zu extremer Hitze. Wie gut sehen Sie unser Land darauf vorbereitet?

Es könnte natürlich besser sein, aber wir sind auf einem ganz guten Weg. In vielen Bereichen der Medizin, das kriegen wir auch in meiner Praxis mit, wird damit begonnen, Hitzeschutzpläne zu erstellen. Die medizinische Beratung über Hitzebelastung wird immer mehr zu einem Standardthema.

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