Prof. Hans Hauner von der TU München. © Juli Eberle/TUM
München – Immer mehr Menschen in Deutschland trinken alkoholfreies Bier. Doch wie gesund ist das Getränk eigentlich? Zumindest gesünder als ein Bier mit Alkohol? Professor Hans Hauner ist Ernährungsmediziner an der Technischen Universität in München. Im Interview hat er keine wirklich erfreuliche Botschaft: Alkoholfreies sei zwar besser als Bier mit Alkohol, aber letztlich auch eher ungesund.
Herr Professor: Ist alkoholfreies Bier ein guter Durstlöscher?
Zum Durstlöschen ist Wasser besser geeignet. Aber natürlich kann man auch alkoholfreies Bier trinken.
Ist es gesund?
Nicht wirklich, alkoholfreies Bier enthält viele schnelle Kohlenhydrate, also Malzzucker. Wie hoch der Anteil ist, hängt von der Herstellung ab. Grundsätzlich ist der Kohlenhydratgehalt aber mindestens so hoch wie bei alkoholhaltigem Bier. Ein Liter hat 250 bis 300 Kalorien – das ist nicht zu vernachlässigen.
Bedeutet für den Körper?
Der Körper nutzt Zucker als Energiequelle. Wenn man nur ein Glas trinkt, ist das nicht die Welt. Aber viele trinken deutlich mehr, gerade jetzt bei den Fan-Festen, und das erhöht durchaus das Risiko, Gewicht zuzunehmen.
Abgesehen davon ist der Konsum von alkoholfreiem Bier aber unbedenklich?
Das Reinheitsgebot in Bayern regelt, dass Bier nichts Problematisches enthalten darf und das gilt auch für alkoholfreies Bier. Bedenken habe ich daher keine, es ist aber auch kein hochwertiges Lebensmittel.
Alkoholfreies Bier enthält doch etwas Alkohol, oder?
Ja, es darf bis zu 0,5 Prozent Alkohol enthalten. Die Wirkung von Alkohol unter 0,5 Prozent ist aber gering.
Was bedeutet das für trockene Alkoholiker? Könnten sie ohne Rückfallgefahr alkoholfreies Bier trinken?
Ob alkoholfreies Bier die Alkoholabhängigkeit fördert, ist unter Suchtforschern umstritten. Ich würde sagen, dass es wahrscheinlich kein Problem ist. Sogar in reifem Obst ist etwas Alkohol enthalten. Das Rückfallrisiko hängt wahrscheinlich vom Schweregrad der Sucht ab. Wer sich unsicher ist, sollte darauf aber lieber ganz verzichten.
Welche Risiken birgt der Konsum von Alkohol grundsätzlich für den Körper, abgesehen von der Suchtgefahr?
Alkohol ist eine Art Zellgift. Er hemmt die Zuckerbildung in der Leber, das Gehirn wird schlechter mit Blutzucker versorgt. Schon bei geringen Mengen kann die kognitive Leistungsfähigkeit nachlassen, zum Beispiel die Reaktionsgeschwindigkeit. Alkohol schadet auch vielen Organen, vor allem der Leber, dem Herzmuskel und dem Nervensystem. Und ein Problem in Deutschland ist immer noch das fetale Alkoholsyndrom.
Was ist das?
Das sind Schädigungen, die entstehen, wenn Schwangere Alkohol trinken. Der Fötus ist besonders anfällig für bleibende, alkoholbedingte Schädigungen. Das muss man unbedingt vermeiden, indem man einfach keinen Alkohol trinkt.
Da kommt der Trend zum Alkoholfreien doch gerade recht.
Ja, ich begrüße es, dass es ein immer besseres Angebot an alkoholfreien Getränken gibt. Die neuesten Empfehlungen lauten, auf Alkohol nach Möglichkeit ganz zu verzichten. Die frühere Einschätzung, dass geringe Mengen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sogar förderlich seien, ist inzwischen widerlegt. Auch kleine Mengen sind schädlich.
Das beste Getränk ist und bleibt also Wasser?
Ja, damit sind wir Menschen aufgewachsen. Ich empfehle immer, eine Scheibe Orange oder Minze ins Wasser zu geben und über Nacht ziehen zu lassen. Das schmeckt dann wirklich gut.