Tina Turner begeisterte die Fans im Juli 2000. © T. Naeser
Arno Hartung war bis Ende 2017 Parkchef. © Marcus Schlaf
AC/DC, hier Angus Young, waren vier Mal im Stadion. © pa
Böse Buben aus England: Die Rolling Stones, hier Keith Richards und Mick Jagger (re.), bei ihrem Auftritt 1982 im Olympiastadion. © Privatsammlung Herbert Hauke/Foto: Michael Heeg
Auf dem Höhepunkt: Popstar Robbie Williams, damals 29, kam 2003 zum Auftakt seiner Tournee nach München. © dpa
Michael Jackson mit Gitarrist Slash 1999 beim Benefiz-Konzert „Michael Jackson & Friends“ im Olympiastadion. © dpa
Total platt: Fans nach dem Konzert der Rolling Stones. Zu sehen ist auch die Plane zum Schutz des Rasens. © Picture Alliance
München – Mit den Rolling Stones fing alles an. Im Juni 1982 spielten Mick Jagger & Co. zwei Tage hintereinander im Olympiastadion. Open-Air-Konzerte – das war was Neues in der Heimspielstätte des FC Bayern München. Arno Hartung, bis Ende 2017 Chef des Olympiaparks, erinnert sich noch gut. „Am ersten Tag war es brütend heiß, am zweiten hat es geschüttet. Wir hatten den Rasen mit einer Plane abgedeckt – und die Leute haben die Plane einfach hochgehoben und sich darunter gestellt.“ Das Stadion sah am Ende ein wenig ramponiert aus – genauso wie mancher Fan. Rock ‘n‘ Roll ist halt kein Fußball.
Das war es dann erst mal mit Party unterm Zeltdach. Erst 1987 ging es mit Genesis weiter. Seitdem hat kaum eine Größe gefehlt: Michael Jackson, Pink Floyd, Prince, Tina Turner, The Police, U2, Elton John, Celine Dion, Bruce Springsteen, Robbie Williams, Depeche Mode, AC/DC, Metallica, Helene Fischer und zuletzt Taylor Swift und Coldplay – nur ein paar Namen aus der langen Liste. Mehr als 140 Konzerte hat das Olympiastadion erlebt, und nicht immer lief alles glatt.
So legte Michael Jackson 1999 auf seiner Benefiz-Tour „Jackson & Friends“ einen spektakulären Absturz hin. Beim „Earth Song“ wurde er auf eine mobile Brücke „geflogen“. Dann aber senkte sich die Brücke nicht wie geplant langsam zu Boden, sondern stürzte quasi ab. Jackson landete unsanft im Graben vor der Bühne, rappelte sich aber sofort wieder auf und sang einfach weiter. Die meisten Fans hielten die Panne für eine geplante Einlage. Jackson musste nach dem Konzert ins Krankenhaus rechts der Isar. Blaue Flecken, Prellungen, mehr nicht. Glück gehabt.
Hartung hat viele solcher Momente live erlebt. Als Park-Chef braucht man kein Ticket. „Ich habe das Glück, dass ich sämtliche Gruppen dieser Welt live gesehen habe“, erzählt er. „Bis auf die Beatles. Da war ich noch zu jung.“ Die Beatles waren nie im Stadion. Das befand sich noch im Bau, als sich die Pilzköpfe 1970 trennten.
Ein Abend ist Hartung besonders in Erinnerung geblieben. Es war der 3. August 1996. Plácido Domingo, Luciano Pavarotti und José Carreras, bekannt als die drei Tenöre, standen auf der Bühne. Und das Klassik-Publikum machte eine ungewohnte Naturerfahrung. „Es hat geschüttet“, erzählt Hartung, „Eine sehr elegant gekleidete Dame im Abendkleid kam ins Stadionbüro und hat sich fürchterlich beschwert, dass sie im Regen sitzen muss. Der lief das Wasser vorne und hinten raus. Wir haben ihr dann erklärt, dass das bei einem Open-Air passieren kann. Sie heulte Rotz und Wasser und wir konnten uns vor Lachen kaum halten. Am Ende musste sie auch selbst über sich lachen – und alles hat sich positiv aufgelöst.“
Neue Anekdoten wird es nun für eine Weile nicht geben. Das Stadion bedarf einer Generalsanierung. Sie läuft bereits seit Herbst, jetzt aber nehmen die Arbeiten so Fahrt auf, dass das Stadion ausfällt. Im September ist noch das Superbloom-Festival und im Sommer 2025 will die Olympiapark GmbH (OMG) ein paar Zeitfenster, in denen die Arbeiten ruhen, für Konzerte nutzen. Sonst aber kehrt Ruhe ein im Oval. Bis zum Frühsommer 2027 – wenn alles nach Plan läuft. Denn nicht nur das Gebäude unter der Haupttribüne und alle Ebenen inklusive Küchen, Sanitäranlagen und Betriebstechnik müssen für rund 194 Millionen Euro saniert werden, sondern auch das legendäre Zeltdach. Die 200 Millionen Euro dafür hat die Stadt aber noch nicht freigegeben. Das soll im Frühjahr passieren, 2026 könnten dann die Arbeiten am Zeltdach beginnen.
Dass die Stadt grünes Licht gibt, daran hat Hartung keine größeren Zweifel. „Das ist sicher viel Geld. Aber die Stadt muss sich zu ihrem olympischen Erbe bekennen.“ Das Zeltdach sei „faszinierend“, die Konstruktion „herausragend, zeitlos schön und unerreicht.“ Das Dach habe dazu geführt, „dass das Olympiastadion kein 08/15-Stadion ist“. In anderen Olympiastädten seien die Stadien großteils „vor die Hunde gegangen“, trotz teilweise schöner Architektur wie beim für die Spiele 2008 errichteten „Vogelnest“ in Peking.
Die Sanierung bedeutet aber nicht, dass die Stars einen Bogen um München machen müssen. Die OMG kooperiert mit der Allianz Arena München Stadion GmbH (MSG). Die Open-Air-Konzerte finden also in Fröttmaning statt – wobei die OMG beim Verhandeln mit den Konzertveranstaltern den Hut aufbehält. Eigentlich dürfen laut Erbbaurechtsvertrag keine Konzerte in der Arena stattfinden, die Stadt wird aber eine Ausnahmegenehmigung erteilen. So schließt sich dann für den FC Bayern der Kreis zu 1982, als die Rolling Stones ihr Stadion heimsuchten.