„Demenz muss raus aus der Tabuzone“

von Redaktion

Verein arbeitet gegen Stigmatisierung der Krankheit – 400 Angehörige von Coaches geschult

München – „Man verliert die Würde nicht durch die Krankheit, sondern durch das soziale Umfeld.“ Ein Satz, der die Arbeit von Desideria Care nachhaltig bestimmt. Mit seiner Arbeit will der Verein das Thema Demenz aus der Tabuzone holen, etwas dagegen tun, dass sich Angehörige zurückziehen und sich schämen für ungewohntes Verhalten von Menschen mit Demenz. „Was wäre denn so schlimm daran, wenn jemand im Pyjama nach draußen geht oder zwei verschiedene Strümpfe anhat?“, fragt Désirée von Bohlen und Halbach, Gründerin von Desideria Care. Für pflegende Angehörige sei es oft demütigend, wenn das Umfeld schockiert reagiert. Den Erkrankten werde gespiegelt: „Mit dir stimmt etwas nicht.“

Désirée von Bohlen und Halbach ärgert sich über bedrückende Bilder, die über Demenz kursieren. Mit einem Fotowettbewerb will der Verein die Wahrnehmung in der Gesellschaft verändern. Erstmals wurde er 2022 ausgeschrieben. „Die Siegerbilder zeigen Demenz aus einer neuen, lebensbejahenden Perspektive“, heißt es im Jahresbericht des Vereins. Die Volkskrankheit habe auch ein liebevolles Gesicht – allen Schwierigkeiten zum Trotz.

2023 hat der Verein 47 Angehörigenseminare mit maximal acht Teilnehmern durchgeführt. Über 400 Angehörige wurden gecoacht. Außerdem wurden fünf Angehörigengruppen angeboten, die sich monatlich treffen. Es gibt eine Online-Selbsthilfegruppe für Jugendliche, die einen Menschen mit Demenz mitversorgen. Der Start ins eigene Leben, der durch die Pflegeverantwortung belastet ist, soll so erleichtert werden. Im Desideria Podcast „Leben Lieben Pflegen“ geben Angehörige Tipps für die Gestaltung des Lebens mit Demenz. Der Verein veranstaltet aber auch Konzerte unter dem Motto „Musik im Kopf“, um Erkrankten wie Angehörigen schöne Erlebnisse in ihrem anstrengenden Alltag zu schenken.
CLAUDIA MÖLLERS

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