Mai 1993: Der Brandanschlag von Solingen

von Redaktion

Mevlüde Genc bekam 2015 von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (li.) den Verdienstorden des Landes NRW. © pa

Solingen – Vor gut 30 Jahren stand Solingen schon einmal im Fokus von Extremisten. Am frühen Morgen des 29. Mai 1993, in der Nacht zum Pfingstsamstag, zündeten vier 16 bis 23 Jahre alte Männer das Haus der türkischstämmigen Familie Genç in der Unteren Wernerstraße in Solingen an. In den Flammen starben Hatice Genç (18), Gülüstan Öztürk (12), Hülya Genç (9) und Saime Genç (4). Die 27 Jahre alte Gürsün Ince kam beim Sprung aus dem brennenden Haus ums Leben. Weitere Familienmitglieder wurden schwer verletzt, drei von ihnen lebensgefährlich. Die vier Brandstifter aus der Neonazi-Szene wurden 1995 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Alle vier kamen bis 2005 wieder auf freien Fuß, drei von ihnen vorzeitig. Zwei der Täter bestreiten bis heute die Beteiligung an der Tat vehement.

Der „Brandanschlag von Solingen“ war einer der folgenschwersten ausländerfeindlichen Anschläge der deutschen Nachkriegsgeschichte. Mevlüde Genç, die bei dem Brandanschlag zwei Töchter, eine Nichte und zwei Enkelinnen verlor, machte sich bis zu ihrem Tod im Jahr 2022 für Versöhnung und interkulturellen Dialog stark. Für ihr Engagement wurde sie 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz und 2015 mit dem Verdienstorden des Landes NRW geehrt. Seit 2019 verleiht NRW jährlich einen nach ihr benannten Toleranzpreis, die mit 10 000 Euro dotierte Mevlüde-Genç-Medaille.

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