Volksfeste wollen Einlasskontrollen verschärfen

von Redaktion

Sicherheitskonzepte kommen erneut auf den Prüfstand – „Wir können nicht alles verbieten, ein Restrisiko bleibt immer“

600 Polizisten sind bisher jedes Jahr auf dem Münchner Oktoberfest im Einsatz. Dazu kommen rund 2000 Ordner an den Eingängen und in den Bierzelten. © Geisler-Fotopress

München/Rosenheim – Nach dem Messerattentat von Solingen kommen die Sicherheitsmaßnahmen für das Oktoberfest nochmal auf den Tisch: „Wir haben uns natürlich die Ereignisse angeschaut und werden überprüfen, ob es mit Blick auf das Sicherheitskonzept auf der Wiesn noch mal etwas zu justieren gibt“, so Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU).

Bereits in den vergangenen Jahren habe die Stadt die Sicherheit rund um das Fest deutlich verschärft, sagte Baumgärtner. Das Gelände ist beispielsweise seit 2016 von einem Zaun umgeben. 180 Poller an den Zufahrten sollen das Festgelände bereits seit 2011 vor Anschlägen mit Fahrzeugen schützen. Außerdem gilt ein striktes Verbot von Messern und Glasflaschen – auch spezielle Trachtenmesser sind seit 2016 tabu. Rucksäcke dürfen die Gäste ebenfalls nicht mitnehmen – erlaubt sind lediglich Taschen bis zu einer Größe von drei Liter Volumen, etwa Handtaschen.

Nun sollen die Einlasskontrollen nochmals verstärkt werden, kündigte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) an: „Ich bitte die Besucherinnen und Besucher schon jetzt um Verständnis, dass das zu längeren Wartezeiten an den Einlasspunkten führen kann. Aber Sicherheit geht nun einmal vor.“ Bislang werden die Eingänge zur Wiesn von rund 600 Sicherheitskräften kontrolliert. Hinzu kommen 1400 Sicherheitsmitarbeiter in und an den Zelten sowie 600 Polizeibeamte auf dem Gelände. Gegebenenfalls könne das Sicherheitspersonal noch aufgestockt werden, sagt Wirtschaftsreferent Baumgärtner. Der Einsatz von CT-Scannern wie etwa an Flughäfen sei jedoch nicht praktikabel.

Komplett umkrempeln wolle man das bisherige Sicherheitskonzept nicht, so Baumgärtner: „Wir müssen nicht bei null anfangen“. Das Konzept sei seit Jahren erprobt – Attentatsszenarien seien ebenfalls bereits Teil davon. „Aber es wäre fahrlässig, jetzt nicht alles noch mal zu überprüfen.“ An welchen Stellen das Konzept angepasst werden könne, solle „in internen Verwaltungsrunden abgestimmt“ werden.

Aufgrund der aktuellen Geschehnisse ist auch das Innenministerium in Bayern alarmiert: „Unsere Polizeipräsidien überprüfen die getroffenen Schutzmaßnahmen für Veranstaltungen engmaschig und werden diese erforderlichenfalls erhöhen“, sagte Innenminister Herrmann (CSU). Auch die Münchner Polizei will ihr Sicherheitskonzept für die Wiesn prüfen und aktualisieren. Außerdem wolle man sich intensiv im Vorfeld mit anderen Behörden austauschen.

Bereits am kommenden Samstag beginnt das Rosenheimer Herbstfest. Auch der dortige Fest-Chef Klaus Hertreiter hat sich nach Solingen so seine Gedanken gemacht. „Wir arbeiten ständig an unserem Sicherheitskonzept“, sagte er gestern auf Anfrage. „Was wir machen können, machen wir auch.“ Aber das Thema sei komplex und man könne nicht alles verbieten. „Dann geht es am Ende so weit, dass in den Festzelten nur noch mit Löffeln gegessen werden darf, weil es ein Messerverbot gibt.“

Laut Hertreiter gibt es beim Rosenheimer Herbstfest seit 2016 Taschenkontrollen sowie Betonpoller an den Ein- und Ausgängen gegen Anschläge mit Fahrzeugen. Die Taschenkontrollen würden nun „sicherlich engmaschiger“, versprach er. Das gesamte Festgelände und Teile der Innenstadt würden videoüberwacht. Zudem gebe es eine enge Zusammenarbeit auch mit dem Jugendamt, in der Hoffnung, mögliche junge Täter frühzeitig aus dem Verkehr zu ziehen. „Ein Restrisiko bleibt immer. Das können wir leider nicht ausschließen.“
JULIAN LIMMER & ANNA HEISE

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