Die Wähler in Thüringen haben die AfD erstmals zur stärksten Partei im Landtag gemacht. In Nachwahlbefragungen haben Demoskopen vom Institut Infratest dimap die Gründe dafür ermittelt. Demnach haben 52 Prozent der Befragten angegeben, die AfD aus Überzeugung zu wählen – und nur 40 Prozent haben ihr aus Enttäuschung über andere Parteien ihre Stimme gegeben.
Der AfD gelang es, Stimmen sowohl von CDU als auch von der Linken abzuwerben. Etwa 26 000 frühere CDU-Wähler und 22 000 ehemalige Linken-Wähler stimmten diesmal für die AfD. Geringeren Zulauf gab es von früheren Wählern der FDP (7000), der SPD (5000) und aus dem Lager der Nichtwähler (4000). Abgeben musste die AfD frühere Wähler nur in eine Richtung – an das BSW (11 000 Stimmen).
Die AfD hat damit genügend Stimmen gesammelt, um auch als Oppositionspartei auf wichtige Entscheidungen Einfluss nehmen zu können. Sie wird mit wohl mehr als einem Drittel der Sitze im Landtag über eine sogenannte Sperrminorität verfügen. Bestimmte Landesgesetze, die mit einer Zweidrittelmehrheit aller Abgeordneter entschieden werden müssen, können somit nicht ohne die AfD zustande kommen. Das gilt etwa für die Wahl der Verfassungsrichter und die Spitzen der Landesrechnungshöfe. In Thüringen kann ein Parlamentspräsident oder seine Stellvertreter nur von zwei Dritteln aller Abgeordneter abgewählt werden. Auch in Sachsen könnte die AfD knapp über eine Sperrminorität verfügen.