PORTRÄT

Kretschmer, der Kümmerer

von Redaktion

Er hat sich quer durch den Freistaat gegrillt, Feste und Betriebe abgeklappert und sich Diskussionen mit Bürgern gestellt. „Ich höre allen zu, egal ob sie mich wählen“, sagte Michael Kretschmer in einem Wahlspot. „Ich regiere so, ich kann nicht anders.“ Sachsens Ministerpräsident gibt sich als Kümmerer. Er habe „allen Sachsen schon einmal die Hand geschüttelt“, bekomme er oft zu hören, meint der 49-Jährige. Aber nur dadurch wisse er, „was im Land wirklich los ist“.

Als Kretschmer nach dem CDU-Wahlsieg 2019 im Amt bestätigt wurde, gab er das Ziel eines Sachsens als „fröhlicher, freundlicher Freistaat“ aus. Eine Pandemie und viele Proteste gegen Coronamaßnahmen später sowie angesichts von Krisen und Kriegen ist die Gesellschaft nun auch in Sachsen eher gespalten als entspannt. Kretschmer wurde von Coronaleugnern sogar an seinem eigenen Haus heimgesucht.

Er selbst sprach im Herbst 2021 angesichts der Entscheidung der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die massiv gestiegenen Infektionszahlen durch starke Gegenmaßnahmen zu bekämpfen, von „Hysterie“. Später räumte er Fehler ein.

Heute versucht er, mit einer starken AfD im Nacken, verlorenes Vertrauen in die Politik zurückzuholen. Dass Kretschmer dabei keine Konfrontation scheut, beweist er immer wieder mit Alleingängen. Im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg Russlands sprach er sich für ein „Einfrieren“ des Konflikts und eine diplomatische Lösung aus und kritisierte die Russland-Sanktionen. In seiner eigenen Partei stieß das zum Teil auf Unverständnis und Empörung.

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