Talya Lador-Fresher ist israelische Generalkonsulin in München. © dpa
München – An einem Tag des großen Unglücks spricht Talya Lador-Fresher, die Generalkonsulin Israels in München, von großem Glück: Damit meint sie die Tatsache, dass das Konsulat nahe des Königsplatzes gestern geschlossen war, als der Attentäter seine Schüsse abfeuerte. „An diesem Tag hatten wir keinen Betrieb – wegen des Gedenkens an das Olympia-Attentat vor 52 Jahren.“ Auch die 62-Jährige wollte sich in der Früh gerade auf den Weg Richtung Fürstenfeldbruck machen, wo eine Gedenkstunde geplant war. Diese Veranstaltung wurde dann aufgrund des Angriffs abgesagt.
Für Talya Lador-Fresher ist es keine Überraschung, dass der Täter ein Islamist war. „Seit dem Angriff der Hamas auf Israel läuft eine Welle des Antisemitismus durch ganz Europa. Sie steigt und steigt – auch hier in München.“ Mehrere Demos hat sie als „furchtbar“ erlebt: Dort sei antisemitische Propaganda verbreitet worden. Sie selbst und Kollegen aus dem Konsulat bekommen schreckliche Nachrichten bis hin zu Todesdrohungen. Aber sie will sich nicht einschüchtern lassen, auch nicht (und gerade nicht) an so einem Tag. Lador-Fresher sagt: „Wir möchten weitermachen wie bisher. Wir sind ein lebendiges Generalkonsulat und werden es auch bleiben, zum Beispiel mit vielen Veranstaltungen und Diskussionen.“ Der Angriff von gestern zeige aber, dass die Befürchtungen vieler Juden bittere Realität sind.
ULI HEICHELE