Entscheidet ein Popstar die US-Wahl?

von Redaktion

Taylor Swift unterstützt Kamala Harris – Was das für das Präsidentschaftsrennen bedeutet

Superstar mit Katze: Taylor Swift gibt per Instagram bekannt, wen sie im November unterstützt. © Pedro Ugarte/AFP

Washington – Es war eine Ankündigung mit Knalleffekt: Nur Minuten nach der TV-Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump verkündete der Megastar Taylor Swift auf Instagram, dass sie die Demokratin Harris wählen werde. Sie brach damit ihr langes Schweigen, das bei einigen Fans der US-Sängerin bereits für Irritation gesorgt hatte.

Swift schrieb in dem Beitrag auf Instagram, sie habe die Fernsehdebatte verfolgt. Es sei ein guter Zeitpunkt, sich über die Positionen der Kandidaten zu informieren. Einen direkten Aufruf, Harris zu wählen, formulierte sie aber nicht. Sie jedenfalls werde bei der Präsidentschaftswahl für Harris und Vizekandidaten Tim Walz stimmen, kündigte Swift an. Über Harris schrieb sie: „Ich halte sie für eine besonnene, begabte Führungspersönlichkeit und glaube, dass wir in diesem Land so viel mehr erreichen können, wenn wir von Ruhe und nicht von Chaos geleitet werden.“

Das ist alles andere als eine Kleinigkeit: Taylor Swift ist in den USA eine Art Lichtgestalt, hat bei ihren Fans einen enormen Einfluss und auf Instagram rund 283 Millionen Follower. Ihre Berühmtheit verschafft ihr auch politisch enorme Strahlkraft. Allein nach einem Wahl-Aufruf Swifts auf Instagram im September 2023 wurden in kürzester Zeit 35 000 neue Wahl-Registrierungen auf vote.org gezählt. Laut der Internetseite hatten sich damit doppelt so viele 18-Jährige registriert wie in den Jahren zuvor. Nach einer Umfrage des Morning Consult unterstützen nur 23 Prozent der Swift-Fans Trump, Swifts Aufruf könnte somit eine wichtige Wählerschaft für die Demokraten mobilisieren.

Zu Beginn ihrer Karriere hatte Swift sich nicht politisch geäußert, auch nicht bei der ersten Kandidatur Trumps 2016. Später räumte sie ein, ihre Untätigkeit zu bereuen. Seit 2018 gab sich die Sängerin daher immer wieder als Sympathisantin der Demokraten zu erkennen. Sie sprach sich 2020 für die Wahl von Joe Biden aus, verurteilte die Supreme-Court-Entscheidung gegen das landesweite Recht auf Abtreibung und macht sich in Songtexten und Videos immer wieder für sexuelle Minderheiten stark.

Swifts möglichen Einfluss auf die Wahlen hat auch die politische Rechte erkannt und macht den Star deshalb immer wieder zum Objekt politischer Desinformation und Verschwörungsmythen. So wurden sie und ihr Lebensgefährte oft als Marionetten der Biden-Regierung dargestellt.

Falsche Darstellungen von rechts thematisiert sie auch in ihrem Instagram-Post. Sie spielt auf einen Online-Beitrag an, den Trump im August veröffentlicht hatte. Dieser zeigt eine KI-generierte Swift, betitelt mit der Aussage: „Taylor will, dass du Trump wählst.“ Jetzt drehen sich Trumps Fake News gegen ihn. Fälschungen wie diese hätten sie zu dem Schluss kommen lassen, „dass ich sehr transparent hinsichtlich meiner aktuellen Pläne für diese Wahl als Wählerin sein muss“, schilderte Swift.

Unterzeichnet ist ihr Post mit „Taylor Swift, kinderlose Katzenfrau“, eine Anspielung auf eine despektierliche Äußerung von Trumps Vize-Kandidaten J.D. Vance über kinderlose Demokratinnen, dazu postet sie ein Foto von sich mit einer Katze im Arm.

Welche Auswirkung Swifts Parteinahme auf die Wahl haben wird, ist schwer zu sagen. Die einflussreiche „New York Times“ machte sich unlängst in einem Essay Gedanken darüber. Fazit: Der Einfluss eines Popstars sei kaum mehr als eine „Unterstützungs-Fantasie“. Eine Wirkung auf Trump ist allerdings schon dokumentiert: Beim US-Sender Fox schäumte er, Swift werde für ihre Ankündigung „auf dem Musikmarkt einen Preis zahlen“.
AFP/DPA/KL

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