Ortstafel des sorbischen Dorfs Nebelschütz in Sachsen. © dpa
München – Schon mal das Wort „Tjüschlönj“ gehört? Vermutlich nicht, ist auch nicht weiter schlimm. Es ist Nordfriesisch und heißt ganz einfach „Deutschland“. Auf Obersorbisch sagt man indes „Nemskej“, auf Niederdeutsch heißt es – besser verständlich – „Düütschland“. Unser Land ist nicht nur reich an Dialekten, sondern auch Heimat so genannter Regional- und Minderheitensprachen. Sieben sind offiziell anerkannt und werden besonders geschützt:
Dänisch: Rund 50 000 Deutsche zählen sich offiziell zur dänischen Minderheit, die in Südschleswig im nördlichen Schleswig-Holstein beheimatet ist. Die ethnische Gruppe entstand im Jahr 1864, als das Herzogtum Schleswig im Dänisch-Preußischen Krieg an Preußen fiel. Noch heute ist die Bindung zu Dänemark intensiv, was sich auch an der Pflege der Sprache zeigt.
Friesisch: Ursprünglich wurden die drei Sprachen West-, Ost- und Nordfriesisch entlang der Nordseeküste zwischen den Niederlanden und Dänemark gesprochen. In Deutschland als Minderheitensprachen geschützt sind das Nord- und das Saterfriesische. Letzteres gilt als letztes Überbleibsel des Ostfriesischen und wird nur noch in der Gemeinde Saterland (Kreis Cloppenburg) von bis zu 2500 Menschen gesprochen. Nordfriesisch spricht man auf Helgoland und in Teilen des Kreises Nordfriesland (beides in Schleswig-Holstein). Westfriesisch wird von rund 440 000 Menschen in den Niederlanden gesprochen.
Romanes ist die Sprache der Sinti und Roma, die ihrerseits mit 70 000 bis 180 000 Menschen die größte anerkannte Minderheit in Deutschland sind. Die Sprache ist verwandt mit Sanskrit und hat weltweit rund sechs, europaweit rund 4,6 Millionen Sprecher. Es gibt zahlreiche Dialekte, die sich von Region zu Region unterscheiden.
Sorbisch: Sowohl das Ober- als auch das Niedersorbische werden in der Lausitz gesprochen. Vor allem Letzteres gilt mit nur noch 7000 Sprechern als akut vom Aussterben bedroht. Obersorbisch (bis zu 25 000 Sprecher) wird als gefährdet eingestuft. Die beiden westslawischen Sprachen sind eng verwandt. In der Lausitz haben die Sorben, rund 60 000 Menschen, neben der Sprache auch Trachten und Traditionen bewahrt.
Niederdeutsch oder Plattdeutsch ist Minderheiten- und Regionalsprache. Einst war es die Sprache der Seeleute. Seefahrende Kaufleute von London bis Nowgorod verständigten sich so. Heute wird es vor allem in Norddeutschland und im Osten der Niederlande gesprochen. Das Institut für niederdeutsche Sprache ging 2009 von 2,6 Millionen Sprechern aus, die gut oder sehr gut Niederdeutsch sprechen. In Brasilien ist der niederdeutsche Dialekt Pommersch (bis zu 400 000 Sprecher) Amtssprache.