Reinhold Messner und das Drama seines Lebens

von Redaktion

Günther Messner starb im Alter von 24 Jahren. © dpa

Dieser Schuh soll Günther gehört haben. © Olivier Matthys

München – Wer über Reinhold Messner spricht, kommt an der Tragödie seines Lebens nicht vorbei: 1970 verunglückte sein Bruder Günther bei einer gemeinsamen Expedition auf den Nanga Parbat im Himalaja-Gebirge. Was genau hoch oben auf dem „Schicksalsberg der Deutschen“ passierte, ist bis heute ungeklärt. Jahrelang machten andere Expeditionsteilnehmer dem Überlebenden schwere Vorwürfe. Später zeigte sich, dass Reinholds Version der Geschichte wohl stimmt.

Sicher ist: Die Messner-Brüder erreichten am 28. Juni über die bis dahin unbestiegene Rupalwand den Gipfel des Achttausenders. Der jüngere, unerfahrenere Bruder wurde höhenkrank. „Mir wurde klar, dass er in seinem Zustand nicht über die Steilwand hinunterklettern konnte, über die wir den Gipfel erreicht hatten“, erzählt Reinhold Messner heute. Also hätten sie zusammen entschieden, über die flachere Westseite abzusteigen. „Weil es meinem Bruder schlecht ging, bin ich vorausgegangen, um ihm unnötige Wege zu ersparen. Als ich zurückging und Günther nicht mehr fand, ahnte ich, dass er von einer Eislawine verschüttet worden war.“

Reinhold Messner selbst, damals gerade 25, erfroren in der Kälte sieben Zehen. Er kroch auf allen Vieren nach unten. Bauern fanden ihn leblos im Geröll. Nach der Expedition kam es zu Auseinandersetzungen Messners mit anderen Teilnehmern, die mutmaßten, Günther sei allein über die steile Rupalwand wieder abgestiegen und dort verunglückt. Reinhold wiederum habe den Weg über die Westseite gewählt und „seinen Bruder seinem bergsteigerischen Ehrgeiz geopfert“. Tatsächlich hatte Messner bereits im Vorfeld mit der Idee gespielt, den Berg nicht nur über die Steilwand zu besteigen, sondern ihn auch zu übersteigen.

30 Jahre blieb der Fall ungeklärt. Im Jahr 2000 wurden Knochen und Ausrüstung am Berg gefunden, die Günther Messner zuzuordnen sind, unter anderem ein Schuh. Die Lage der Funde bestätigte Messners Darstellung, dass sein Bruder auf der Westseite ums Leben kam. Erst Anfang dieses Jahres gelangte Günthers zweiter Schuh zu Messner. Nun seien alle „Verschwörungstheorien“ rund um Günthers Tod widerlegt, sagte Reinhold damals.

Ja, sagt er heute, er sei verantwortlich für Günthers Tod, weil er ihn mitgenommen habe. Die Expedition selbst bereue er aber nicht. „Ich bin mit mir im Reinen.“
LEHMBERG/HEDEMANN

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