Brusthoch stand das Wasser in Troppau in Tschechien. © dpa
Bis zu einem Meter hoch lag der Schnee in Österreich. © David Raus/dpa
Kaum ein Durchkommen auf dieser Straße von Ostrava nach Troppau in Tschechien. © dpa
Stadt unter: Glucholazy im Süden Polens stand vollkommen unter Wasser. © Sergei Gapon/AFP
Starker Regen hat den Wienfluss anschwellen lassen, hier im Stadtbezirk Hütteldorf. © Georg Hochmuth/AFP
Nachbarn helfen einem älteren Mann im rumänischen Dorf Slobozia Conachi aus seinem Haus. In Rumänien haben die Fluten am Wochenende mindestens fünf Menschen das Leben gekostet. © Daniel Mihailescu/AFP
München – Am Ende hielt er dem gewaltigen Druck nicht Stand. Am Sonntagnachmittag brach im niederschlesischen Stronie Slaskie ein Staudamm, die Wassermassen ließen den Fluss Biala Ladecka in Windeseile anschwellen. Polens Meteorologisches Institut warnte auf X vor einer „ernsten Bedrohung“ für die angrenzenden Orte. Die Polizei schickte einen Rettungshubschrauber los, um vom Wasser eingeschlossene Menschen zu befreien. Auch Soldaten waren in Einsatz.
Es war einer der traurigen Höhepunkte des Wochenendes. Sintflutartiger Regen führte zu Überschwemmungen, die neben Polen auch Österreich, Tschechien und Rumänien heimsuchten. Ganze Landstriche standen plötzlich unter Wasser, tausende Menschen mussten evakuiert werden, es gab Tote und Vermisste. Das vergangene Wochenende: eine große Tragödie.
Österreich: In Niederösterreich kam am Sonntag ein Feuerwehrmann bei Auspumparbeiten ums Leben, wie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mitteilte. Das Bundesland, das die Hauptstadt Wien umschließt und in Österreich am schlimmsten von den Fluten betroffen ist, wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Die Armee war im Einsatz, mehrere Menschen mussten aus Häusern gerettet werden.
Mikl-Leitner sprach am Sonntagvormittag von einer „dramatischen Situation“. Es gebe noch keine Entwarnung, es seien weitere massive Regenfälle vorhergesagt, hieß es. Besonders dramatisch war die Lage am Fluss Kamp, wo ein Jahrhundert-Hochwasser befürchtet wurde. Die Staumauer am dortigen Kraftwerk Ottenstein drohte am Sonntagmittag überzulaufen. Laut APA waren zahlreiche Ortschaften auf dem Landweg nicht mehr erreichbar.
In der Landeshauptstadt St. Pölten war das gesamte Stadtgebiet überflutet. Im Bezirk St. Pölten mussten mehrere Menschen aus Häusern gerettet werden. Ein Armeehubschrauber rettete auch einen Polizisten und einen Feuerwehrmann, die an einer Unfallstelle im Hochwasser festsaßen. Auch in Wien standen Häuser unter Wasser, weil der Wienfluss und der Donaukanal überliefen. Es wurden auch U-Bahn-Strecken gesperrt.
Polen: Dort war die Lage ebenfalls dramatisch. Regierungschef Donald Tusk, der in den Hochwassergebieten im Südwesten unterwegs war, bestätigte am Sonntag den Tod eines Menschen. Er sei in der Region Klodzko an der polnisch-tschechischen Grenze ertrunken.
Im Südwesten Polens überflutete das Hochwasser des Flusses Biala die Wälle und Dämme in den Städten Glucholazy und Ladek Zdroj. „Wir gehen unter“, sagte der Bürgermeister von Glucholazy und rief die Einwohner auf, sich in Sicherheit zu bringen. Tausende Menschen mussten evakuiert werden. Das Untergeschoss des örtlichen Krankenhauses wurde einem Krankenpfleger zufolge überflutet. Die Behörden riefen die Armee zu Hilfe. Der Zugverkehr zwischen Polen und Tschechien wurde eingestellt.
Tschechien: Vier Menschen wurden von den Fluten weggerissen und gelten als vermisst. Die Lage in Tschechien ist besonders im Nordosten des Landes schlimm. Dort wurde ein großer Teil der Stadt Opava wegen Hochwassers evakuiert. Im Süden des Landes lief ein Staudamm über und überflutete die Städte und Dörfer der Umgebung. 260 000 Haushalte waren den Betreibern zufolge ohne Strom. In der slowakischen Hauptstadt Bratislava wurde am Samstag ebenfalls der Notstand erklärt.
Rumänien: In der Region Galati im Südosten des Landes waren bereits am Samstag vier Menschen ums Leben gekommen, am Sonntag meldeten die Behörden einen weiteren Toten. 15 000 Menschen waren laut Innenministerium von den Fluten betroffen. Präsident Klaus Iohannis sprach von „dramatischen Folgen“ des Klimawandels.
Schnee in Tirol: Neben dem Regen machte Österreich auch Schnee zu schaffen. In den Hochlagen der Alpen über 1200 Metern fiel bis zu einem Meter. Im Karwendel an der Grenze von Bayern und Südtirol wurde am Samstag ein 70-Jährger Wanderer aus Bayern von einer Lawine verschüttet. Die Suche nach ihm blieb bis Sonntag erfolglos. In Obertauern erfror ein 54-jähriger Skitourengeher. In Südtirol erfror eine 57-jährige Touristin, die auf dem Weg zu einer Alm von einem Schneesturm überrascht wurde. Laut Experten schützte der frühe Wintereinbruch Tirol vor Überschwemmungen, weil das Wasser als Schnee liegenblieb und nicht abfloss.
In Deutschland war die Lage indes vergleichsweise entspannt. In Dresden galt Alarmstufe Eins für die Elbe, der Pegel soll dort noch bis Mitte der Woche steigen. Aufatmen konnten die Dresdner derweil, weil die eingestürzte Carolabrücke am Wochenende so geräumt werden konnte, dass die Unglücksstelle keine größere Gefahr bei Hochwasser mehr bedeutet.
DPA/AFP/WE