Bernhard Drescher ist Vorsitzender des Bundes Deutscher Einsatzveteranen (BDV). Er fordert eine Neuausrichtung der Veteranenpolitik.
Am 15. Juni 2025 findet der erste deutsche Veteranentag statt. An diesem Datum wurde 2019 zum ersten Mal das Veteranenabzeichen verliehen. Was halten Sie davon?
Vom Veteranenabzeichen halten wir als BDV überhaupt nichts. Eigentlich sollte das Abzeichen eine Wertschätzung für Einsatzteilnehmer sein, also für diejenigen, die mit schmutzigen Stiefeln und Waffe in der Hand für unsere Werte auf fremden Boden standen. Dem wird die aktuelle Definition aber nicht gerecht.
Als „Veteran“ gelten in Deutschland alle aktiven und ehemaligen Soldaten und Reservisten. Unter diese Definition fallen also etwa zehn Millionen Menschen.
Diese allumfassende Definition weicht völlig von unserem Alltagsverständnis und auch von den Definitionen unserer Nato-Partner ab. Mit dem deutschen Veteranenbegriff werden völlig unterschiedliche soziale Identitäten gleichgesetzt. Auch der junge Paul, der gerade durch das Kasernentor gestolpert ist, gilt demnach als Veteran. Und diejenigen, die über viele Monate auf ein soziales Leben verzichtet und alle Risiken in Kauf genommen haben, werden mit ihm gleichgesetzt.
Welche Definition schlagen Sie vor?
Wir schlagen eine Zwei-Veteranen-Lösung vor: Soldaten werden erst mit der Entlassung zu Veteranen. Und wenn sie zusätzlich an einem Einsatz teilgenommen haben, dann sind sie Einsatzveteranen.
Warum ist diese Unterscheidung so wichtig?
Die Erfahrungen von Veteranen und Einsatzveteranen unterscheiden sich stark. Viele Soldaten bleiben nach Einsätzen mit körperlichen und seelischen Verwundungen zurück. Einsatzveteranen haben ein hohes Risiko, an einer posttraumatischen Belastungsstörung zu erkranken. Viele Fälle bleiben unentdeckt und werden nicht behandelt. Einsatzveteranen benötigen deshalb eine ganz andere Versorgung und Betreuung, damit ihre gesellschaftliche Reintegration gelingen kann.
In den letzten Jahren gab es Fälle von Veteranen, die sich am rechten Rand radikalisiert haben. Wie schafft es der BDV, sich davon abzugrenzen?
Wir müssen uns ständig gegen eine Unterwanderung von Rechtsaußen wehren. Wir trennen ganz klar zwischen den Weltkriegsveteranen und den Veteranen der Bundeswehr. Außerdem haben wir ein Wertemanifest verabschiedet. Wir lehnen jeden Extremismus ab, sei er rechts, links oder antisemitisch. Bei uns ist jeder willkommen und wir wissen ganz genau: Wenn die falschen Kräfte das Veteranen-Thema an sich reißen, dann haben wir als Veteranen verloren.
INTERVIEW: MAYANK SHARMA