Rikschafahrer Falk Hilber: Im Dauereinsatz.
Eine Kellnerin auf dem Oktoberfest. In guten Jahren sind wohl 10 000 Euro netto drin. © Leonhardt/dpa
Taxifahrer Gazanfer Celik in München. © Charlotte Forst
Serkan Temizsoy betreibt einen Backshop. © Y. Thedens
Abenteuer Oktoberfest: Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen des Spektakels. Und reden über Geld. © imageBROKER
Wirte
Nach Informationen unserer Redaktion machen die Wirte der 17 großen Zelte (1396 bis 8250 Innensitzplätze) insgesamt acht bis neun Millionen Euro Umsatz. Davon bleibt am Ende bis zu eine Million Euro Gewinn übrig – also jede Wiesn ein Reihenhäuschen, wie‘s so schön heißt. Vom Umsatz gehen Kosten für Bier, Essen, Kellner, Auf- und Abbau und Lagerung weg. Dazu Steuern und die Pacht an die Stadt. Die Zelte müssen auch erstmal abbezahlt werden – rund zehn Jahre soll es dauern, bis diese Investitionen wieder reingeholt werden. Kleine Wiesn-Zelte (60 bis 751 Innensitzplätze) machen je nach Zeltgröße eine bis zwei Millionen Euro Umsatz.
Bedienungen
Mila (30 Jahre, Name geändert) bedient seit Jahren auf mehreren Volksfesten in der Region und auch auf der Wiesn. Sie erlebt lukrative und weniger lukrative Jahre. Sie erzählt, wie viel sie zuletzt verdient hat – anonym, denn über Einkommen oder Verdienst dürfen Bedienungen in der Regel nicht reden. Eine Schweigepflicht ist teils in den Arbeitsverträgen festgehalten, die unserer Redaktion vorliegen.
„2022 habe ich ungefähr 5500 Euro netto in der Galerie verdient“, erzählt Mila. Verhältnismäßig wenig. In dem Jahr war die Wiesn aber auch so nass-kalt wie selten zuvor. 2019, also vor der Corona-Pause, lief‘s besser. Da kam sie – ebenfalls in der Galerie – auf etwa 8000 Euro netto. „Ab 10 000 Euro ist es für mich ein gutes Jahr.“ Letztes Jahr hat sie das fast geschafft. Am Ende ging sie als Bedienung im Ochsenbraterei-Mittelschiff mit rund 9800 Euro netto heim.
Sie schuftet auf der Wiesn zum Teil weniger als bei anderen Volksfesten, erzählt sie. „Aber das Oktoberfest ist am lukrativsten.“ Ein Grund dafür: Mila hat Glück und sie kann in der Zeit quasi umsonst bei einer Freundin in München übernachten. Kollegen von ihr zahlen zum Teil bis zu 800 Euro allein für ein möbliertes Zimmer für rund zwei Wochen. „Ich gebe meiner Freundin natürlich ein bisschen Geld oder einen Gutschein.“
Kiosk-Betreiber
Direkt neben der Paulskirche betreiben Serkan Temizsoy (39) und seine Frau Arzu ihren Backshop weiß-blau. In der Landwehrstraße liegen sie auf dem Weg vieler Wiesn-Besucher – das zeigt sich auch in den Umsatzzahlen. „Wir verkaufen an Oktoberfest-Gäste vor allem abends Bier und Wasser“, erzählt Arzu. An Wiesn-Freitagen und Samstagen machen die Temizsoys ein Plus von jeweils 2000 Euro, sagt Arzu. Das ergäbe für dieses Jahr ein Plus von 10 000 Euro. „An den anderen Tagen sind es ungefähr 500 Euro zusätzlich.“ Nach dieser Rechnung kämen sie heuer auf 5500 Euro – und damit insgesamt auf ein Plus von 15 500 Euro bei 16 Wiesn-Tagen. Sie haben während der Zeit auch mal bis 2 Uhr nachts und wieder ab 5 Uhr morgens geöffnet. Und laden regelmäßig Bierkästen nach.
Taxifahrer
Zur Wiesn-Zeit liegt das Geld auf der Straße – zumindest für Taxifahrer Gazanfer Celik. Um mehr als 2000 Euro steigt sein normaler Umsatz in den zwei Wochen an. Er kommt damit auf eine mittlere bis hohe vierstellige Summe. Seit mehr als 40 Jahren kutschiert er schon Menschen durch die Stadt. Weil es für die vielen Fahrer während des Jahres nicht leichter werde, freut sich der 61-Jährige umso mehr aufs Oktoberfest und die zusätzliche Finanzspritze. Dafür fährt der Taxler während der Wiesn tagsüber die großen Münchner Hotels ab, abends steht er am Taxistand in der Poccistraße. „Ganz einfach: Wenn‘s hell ist, bringt man die Leute hin, da will keiner gehen; nachts holt man sie wieder ab!“
Rikschafahrer
„Für unsere Branche ist die Wiesn einer der Umsatzbringer des Jahres – sozusagen die fünfte Saison“, sozusagen die fünfte Saison“, sagt der Gründer von Rikschaguide.com, Falk Hilber. Sein Unternehmen kutschiert seit 2017 Menschen durch München. Während des Oktoberfests sind für ihn zehn Fahrer rund um das Festgelände im Einsatz. Und die können richtig viel Geld machen: „Zwischen 5000 und 9000 sind während des Festes möglich“, sagt Hilber. Das heißt jedoch: Die Topverdiener arbeiten teils sehr lang – von 10 bis zu maximal 16 Stunden am Tag. „Gute Fahrer können in der Stunde 30 bis 35 Euro verdienen“, sagt Hilber. Das ist deutlich mehr als während der Saison, da seien 20 bis 25 Euro drin.
Klar, die Rikscha ist bei Wiesn-Gästen sehr beliebt: „Sie ist ja das Fahrgeschäft, das nach 23 Uhr noch offen hat.“ Die Preise für eine Fahrt variieren je nach Wochentag und Uhrzeit, es gibt hier keine Preisbindung. So kann eine Fahrt von der Wiesn zum Hauptbahnhof zwischen zehn und 30 Euro variieren.
Vermieter
1174 Euro pro Nacht am Auftaktwochenende der Wiesn – so viel verlangt ein Vermieter für ein Zimmer mit Doppelbett in der Maxvorstadt. Platz sei für zwei Personen. Auf der Plattform Airbnb werden während des Oktoberfests teils extrem hohe Preise abgerufen. Klar, über 1000 Euro für ein Zimmer sind auch während des Fests Ausnahmefälle. Billigere Bleiben gibt es am ersten Wiesenwochenende auch schon teils ab 100 Euro – beispielsweise für ein Zimmer in einem Altbau in der Ludwigsvorstadt. Doch auch das sind Ausnahmen. Die meisten Angebote liegen 300 und 700 Euro. Wie viele Wohnungen über Airbnb während Wiesn vermietet werden? Da gibt die Plattform keine Auskünfte. In München sind die Privatvermietungen übrigens zeitlich begrenzt auf acht Wochen. Versteuert werden muss der Gewinn über 520 Euro.