Zwei echte Münchner: Schauspielerin Monika Baumgartner ist in Schwabing aufgewachsen. Sie hat in vielen bayerischen Serien mitgespielt und steht regelmäßig auf Münchens Theaterbühnen. Ein Münchner Original ist Peter Hermann, der Präsident des Stammtischs der „Aventinus Buam“. Er hat sein Leben in Untergiesing verbracht und die Entwicklung Münchens über Jahrzehnte verfolgt. © Fotos (2): privat
Wie schön war doch die gute alte Zeit, als eine Mass Bier auf der Wiesn noch 1,70 DM (1952 bis 1957) kostete und in München gerade mal 14 000 Kraftfahrzeuge zugelassen waren. Es war ruhiger, günstiger. Zur Wahrheit gehört aber auch: Wohnraum war schon früher knapp, als die Bevölkerung in den 1960ern explodierte. Existenzängste wuchsen, es gab Unruhen (Schwabinger Krawalle), der Zustrom von Gastarbeitern führte zu Diskussionen. Der Ausbau der Infrastruktur brachte Entlastung und Reputation (Olympische Spiele) – und mehr Lebensqualität. Und die ist in München immer noch hoch.
Das finden auch Monika Baumgartner und Peter Hermann. Die Schauspielerin und das Münchner Original sind in der Stadt aufgewachsen. Peter „Bäda“ Hermann (67) ist sein Leben lang in Untergiesing daheim. Er kannte den Stadtteil noch ohne Mittleren Ring und U-Bahn – dafür mit günstigen Mieten und Weltfußballern zum Anfassen. Als Kind feierte er 1966 mit den Löwen im „Sängerheim“ an der Tegernseer Landstraße den Meistertitel. „Die haben mich mit der Meisterschale auf den Kühlschrank gehockt“, sagt Hermann.
Die Bilder von damals hat er im Kopf: vom Elfmeterschießen mit Franz Beckenbauer, Sepp Maier und Gerd Müller nach dem Bayern-Training an der Säbener Straße, von wilden Rodelfahrten mit einem Ami-Bob, den er sich von seinem Spezl, dem Sohn eines in der McGraw-Kaserne stationierten Soldaten, geliehen hatte. „Es war eine schöne Zeit“, sagt er. „Früher ist es nicht so zugegangen, es gab keine Handys.“ Finanzielle Sorgen hat der ehemalige Vollziehungsbeamte keine. Noch bevor die Wohnungspreise nach dem Umzug des Flughafens von Riem ins Erdinger Moos anzogen, kaufte er seine Wohnung – für 107 000 Mark. „Heute ist sie bestimmt 500 000 Euro wert.“ Einmal im Monat trifft er im Weissen Bräuhaus im Tal seine „Aventinus Buam“ beim Stammtisch. Seit 42 Jahren. Auch auf der Wiesn ist er täglich, in der Fischer-Vroni. „Das Münchner Lebensgefühl ist einmalig.“
Monika Baumgartner (73) ist in Schwabing aufgewachsen. Dass beide Eltern arbeiten gehen – bereits damals ganz normal: „Mein Papa war Postbeamter, meine Mama Buchhalterin. Wir haben zu fünft auf 38 Quadratmetern in einer Beamtenwohnung gelebt.“ Man habe nicht viel gehabt, „aber wir waren glücklich“.
Obwohl Baumgartner beruflich viel unterwegs war und heute etwas außerhalb wohnt, ist sie mit München nicht nur als Kunst- und Kulturhochburg eng verbunden: „Ich hatte mit meiner Schwester 25 Jahre lang ein Raumausstattungsgeschäft im Westend. „Wir haben zum Glück eine Nachfolgerin gefunden.“ Tradition verbindet.
DANIELA POHL