Die Kuh wird’s freuen: In Bayern wird deutlich weniger Fleisch und Wurst gegessen als vor 20 Jahren. © Marcus Schlaf
Die Grafik zeigt, wie sich die Ernährung in Bayern im Vergleich zur KErn-Studie vor 20 Jahren verändert hat. © Quelle: KErn
München – Bayerisches Essen ist traditionell fleischlastig. Der Trend zeigt aber, dass immer mehr Bayern auf tierische Produkte verzichten. Das und weitere Erkenntnisse liefert die neue Studie des Kompetenzzentrums für Ernährung, kurz KErn. Das Institut gehört zur Landesanstalt für Landwirtschaft und damit zum Staatsministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Mit Forschern der Universität Augsburg, der Ludwig-Maximilians-Universität sowie der Technischen Universität München hat KErn nach über 20 Jahren aktuelle Daten zum Ernährungsverhalten der Bevölkerung erfasst. An der Studie nahmen 1500 Menschen teil.
Was isst Bayern? Wie viel isst Bayern – und wie gesund? Das waren zentrale Fragen der Studie, deren Ergebnisse Michaela Kaniber (CSU) gestern vorgestellt hat. „Der Geschmack der Zukunft wird in den Essgewohnheiten von heute entdeckt“, sagte die Agrarministerin. „Unsere Aufgabe ist es, diese Geschmäcker zu erkennen und daraus Visionen für eine nachhaltige Landwirtschaft und eine starke Ernährungswirtschaft zu entwickeln.“
■ Mehr Gemüse
Die Menschen in Bayern essen mehr Gemüse als noch vor 20 Jahren – Frauen um 26 Prozent und Männer um zehn Prozent mehr. Männer verzehren durchschnittlich circa 230 Gramm Obst und Gemüse pro Tag, Frauen 310 Gramm pro Tag. Diese Mengen liegen dennoch unter dem empfohlenen Wert von 550 Gramm pro Tag. Bei Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten sind die Menschen in Bayern nach wie vor zurückhaltend.
■ Mehr Wasser
Die Menschen im Freistaat trinken mehr Wasser und weniger gesüßte Erfrischungsgetränke. Im Vergleich zur letzten Erhebung aus den Jahren 2002/2003 trinken Frauen 62 Prozent und Männer sogar 93 Prozent mehr Wasser. Im Durchschnitt entspricht das 1,4 Litern Wasser pro Kopf und Tag. Der Konsum von alkoholischen Getränken nahm bei beiden Geschlechtern ab: Männer trinken 37 Prozent weniger Bier und 56 Prozent weniger Wein, Frauen sechs Prozent beziehungsweise 19 Prozent weniger.
■ Regional und saisonal
Die bayerischen Verbraucher legen Wert auf regionale und saisonale Produkte. Außerdem hat die Studie ergeben, dass die Menschen versuchen, übermäßig verpackte Lebensmittel zu meiden. Nachhaltigkeitsaspekte spielen auch bei den Ernährungsentscheidungen zunehmend eine Rolle.
■ Weniger Fleisch & Wurst
Weniger Fleisch und vor allem weniger Wurst wird konsumiert. Der Verzehr hat in den vergangenen 20 Jahren um 30 Prozent abgenommen. Im Durchschnitt essen Männer täglich 64 Gramm Fleisch, Frauen 40 Gramm. Zusätzlich werden durchschnittlich pro Tag 50 beziehungsweise 30 Gramm Fleischprodukt oder Wurst verzehrt.
■ Milch nach Empfehlung
Beim Verzehr von Milchprodukten ernähren sich die Bayern gemäß den wissenschaftlich empfohlenen Mengen. Männer und Frauen konsumieren täglich Milch und Milchprodukte, die einer Menge von 492 beziehungsweise 467 Millilitern Milch entsprechen. In den vergangenen 20 Jahren hat der Milchkonsum unter Frauen aber um 18 und bei Männern um 14 Prozent abgenommen.
■ Mehr Vegetarier
Sechs Prozent der Menschen in Bayern ernähren sich vegetarisch oder vegan, vor allem Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren. Nur ein Prozent der Befragten gab eine rein vegane Ernährung an. Im Vergleich zu bundesweiten Erhebungen wie etwa dem Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ernähren sich in Bayern nur halb so viele Menschen vegetarisch oder vegan.
■ Nur jeder Zweite aktiv
Mehr als die Hälfte der Bayern ist körperlich aktiv oder sehr aktiv. Dabei liegt der Anteil der Aktiven oder sehr Aktiven bei Frauen bei gut 40 Prozent und bei Männern bei etwa 60 Prozent. Das bedeutet auch: sechs von zehn Frauen und vier von zehn Männern bewegen sich wenig bis kaum. Bei den über 64-jährigen Frauen ist fast jede zweite inaktiv, das sind so viele wie in keiner anderen Gruppe.
■ Bayern ist zu dick
Jeder Zweite in Bayern hat ein paar Kilo zu viel auf den Rippen: 50 Prozent der Studien-Teilnehmer wurden als übergewichtig eingestuft. Ihr BMI lag bei 25kg/m oder mehr. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil übergewichtiger Menschen. Bei fünf Prozent der Teilnehmer wurde ein erhöhter Langzeitblutzuckerwert gemessen, was auf einen bislang unerkannten oder unzureichend eingestellten Diabetes hinweist.
■ Zu viel Salz
Die Bayern essen zu viel Salz – und zwar noch mehr zu viel als vor 20 Jahren. Die aktuelle Zufuhr von Speisesalz liegt der Studie zufolge pro Tag bei 7,4 Gramm bei Frauen und 9,4 Gramm bei Männern. Empfohlen sind nicht mehr als sechs Gramm, also ein Teelöffel voll Salz. Zu viel kann den Blutdruck steigern. Von den Befragten hatte jeder fünfte Bluthochdruck, bei den über 65-Jährigen sogar jeder zweite.
CORNELIA SCHRAMM