DEMOGRAFIE

Zu wenig Kinder: So altert die Bevölkerung

von Redaktion

Nie wurden in Deutschland so viele Kinder geboren wie während des Babybooms zwischen 1955 und 1970. Allein 1964 kamen etwa 1,36 Millionen Kinder zur Welt. Zum Vergleich: 2023 wurden in Deutschland nur knapp 700 000 Neugeborene registriert. Die anhaltend niedrige Geburtenziffer von derzeit 1,35 Kindern pro Frau stellt nicht nur die deutsche Wirtschaft vor enorme Herausforderungen. Die Frage ist auch, ob der Generationenvertrag in Zukunft noch halten wird.

■ Babyboomer gehen in Rente

Mit den geburtenreichen Jahrgängen wird es bald auch so viele Rentner geben wie nie zuvor. Laut dem Münchner ifo-Institut werden bis 2030 etwa zwölf Millionen Arbeitskräfte, also knapp ein Drittel aller heute Erwerbstätigen, in den Ruhestand gehen. Die Babyboomer werden dem Arbeitsmarkt fehlen: Sie haben Steuern und Sozialbeiträge in Rekordhöhe gezahlt, ihre Wirtschaftskraft hat Deutschland seinen Wohlstand beschert. Diese Zeiten sind jetzt vorbei.

■ 6,9 Mio. Pflegebedürftige im Jahr 2055

Mit den Babyboomern geht zwar auch eine vergleichsweise gesunde Generation in Rente, aber auch sie werden früher oder später auf Pflege angewiesen sein. Laut Modellrechnungen des Statistischen Bundesamts wird die Zahl der Pflegebedürftigen im Jahr 2055 mit etwa 6,9 Millionen einen Höhepunkt erreichen. Der letzte Boomer-Jahrgang 1970 geht dann auf die 85 zu. Nach 2055 soll die Zahl der Pflegebedürftigen laut Prognose zunächst auf hohem Niveau stagnieren und dann wieder sinken.

■ Großes Defizit an Pflegekräften

Wer die Boomer in Zukunft pflegen soll, ist noch unklar. Um den Bedarf zu bewältigen, werden nach aktuellen Prognosen des Statistischen Bundesamts bereits im Jahr 2049 über zwei Millionen Pflegekräfte benötigt. Dazu muss die Zahl an Pflegekräften im Vergleich zu 2019 (1,62 Millionen) um ein Drittel wachsen. Schafft es die Politik nicht umzusteuern, könnten bereits 2049 rund 700 000 Pflegekräfte fehlen. Steigt die Zahl der Pflegekräfte – wie bisher – langsam an, könnte das Defizit 2049 bei 280 000 liegen.

■ Politik setzt auf Technologie

Um einen Pflegenotstand abzuwenden, versucht die Bundesregierung, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern. Dazu sollen unter anderem die Tarife angehoben und Fachkräfte aus dem Ausland leichter angeworben werden können. Außerdem stellt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Forschungsgelder für die Entwicklung technologischer Hilfsmittel bereit. Ein wichtiger Bereich ist die Digitalisierung der Pflege, wie zum Beispiel durch eine elektronische Patientenakte. Damit soll die Pflegeplanung und -dokumentation erleichtert werden. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt des BMG liegt auf Robotik in der Altenpflege. Derzeit läuft ein Forschungsprojekt zur Formulierung von ethischen Leitlinien für den Einsatz von sozialen Robotern in der Altenpflege. Vor einer „großflächigen Einführung“ müssten zunächst ethische Fragen geklärt werden, heißt es beim Bundesministerium für Gesundheit.
MAYANK SHARMA

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