J.D. Vance beim Wahlkampf in einer Kirche in Arizona. © dpa
Arizona – In Arizona setzt J.D. Vance auf Gott. In dem hart umkämpften Bundesstaat umwirbt der Vizekandidat von Donald Trump Latinos – also Menschen mit Wurzeln in Lateinamerika. Die Bühne dazu bietet eine Kirche in Mesa, ein Ort unweit der Metropole Phoenix. Einige hundert Menschen sind gekommen. Immer wieder wird gebetet und die Nationalhymne gesungen. Vance (40) spricht über seinen Glauben, lobt Trump, der dafür kämpfe, dass Christen ihrem Glauben entsprechend leben könnten. Viele Latinos sind streng katholisch.
Der Wahlkampftermin ist einer von vielen Versuchen, die wichtige Wählergruppe dazu zu bringen, für Trump zu stimmen. Arizona im Südwesten der USA liegt an der Grenze zu Mexiko und ist einer der umkämpften Swing States. Hier leben besonders viele Menschen mit Wurzeln in Lateinamerika. Landesweit sind Latinos die größte ethnische Minderheit, einer von fünf Menschen in den USA identifiziert sich als Latino. In Arizona ist diese Gruppe mit rund einem Drittel noch einmal deutlich größer. Wer hier gewinnen will, muss die Latinos umwerben.
Trumps Strategie setzt auf religiöse Werte: Latinos gelten als eher wertkonservativ. „Wenn Sie Ihre Kinder so erziehen wollen, wie Sie es für richtig halten, ist Donald Trump der einzige Kandidat auf dem Stimmzettel, der für dieses Recht kämpfen wird“, warnt Vance in Mesa und schürt damit Ängste vor einer angeblich liberalen Umerziehung von Kindern etwa an Schulen. Auch die Wirtschaft spielt eine Rolle. Nur Trump könne eine florierende Wirtschaft garantieren, lautet die Strategie. Weniger Vorschriften, niedrigere Steuern. Das hilft auch den Latinos.
Zudem spielt das Trump-Team die Einwanderer gegeneinander aus. Illegale Eingewanderte seien eine Beleidigung für diejenigen, die den „richtigen“ Weg gegangen seien, sagt Vance. Einige Stunden vorher, bei einem Auftritt in Tucson, wurde er noch deutlicher: Latinos sollten „angepisst“ von Harris‘ offener Grenze sein. Gute und schlechte Einwanderer also ist das Motto. Die Republikaner hoffen, dass die Sicherung der Grenze gerade bei Latinos gut ankommt. Die Republikaner versuchen, das Bild krimineller illegal Eingewanderter zu zeichnen, die die Sicherheit aller bedrohen. „Wir wollen nicht, dass unsere Kinder auf Spielplätzen spielen, auf denen eine Tüte mit Süßigkeiten in Wirklichkeit getarntes Fentanyl ist“, warnt Vance. Gleichzeitig sei es „cool“, dass so viele mit den Namen Hernandez oder Gonzalez als Polizisten arbeiteten.
Trumps Strategie ist durchaus erfolgreich – obwohl er Einwanderer als gefährliche Kriminelle darstellt und sie rassistisch beleidigt. Traditionell wählen Latinos mehrheitlich demokratisch. Doch die Unterstützung für die Demokraten ist landesweit zurückgegangen. Zwar liegt Harris in Umfragen unter Latinos deutlich vorn – doch ihr Vorsprung ist auf dem niedrigsten Stand der vergangenen vier Präsidentschaftswahlen.
JULIA NAUE