Trumps Mann für die Welt

von Redaktion

Strotzt vor Kraft: Elon Musk. Aber nicht alle X-User sind begeistert. © dpa

Da war doch was? Im Wahlkampf 2016 schoss Rubio scharf gegen Trump. „You`ve bankrupted four companies“ – „Sie haben vier Unternehmen in den Ruin getrieben“, sagte er unter anderem. Trump zu Rubio: „Sie verlieren bei allem.“ © YouTube

Vom Rivalen zum treuen Gefolgsmann: Marco Rubio, Senator aus Florida, soll US-Außenminister werden. © RYAN M. KELLY/AFP

Washington/München – Es ist eine Abrechnung. Harte Worte, die nicht so recht zu dem gestriegelten Auftreten des jungen Senators aus Florida passen wollen. Im Anzug und mit akkuratem Seitenscheitel tigert er da auf einer kleinen Bühne in Dallas im Bundesstaat Texas herum. Er liest laut die Twitter-Posts seines Herausforderers vor und macht sich dabei über dessen falsche Rechtschreibung lustig. Er erzählt vom Gesichtsschweiß, den sein Rivale im gemeinsamen TV-Duell hatte. Er spricht ihm jeden Geschäftssinn ab. Und dann feuert er in die Menge: „Leute, wir haben einen Betrüger als Spitzenkandidaten in der republikanischen Partei.“ Hinter ihm halten jubelnde Anhänger Schilder mit seinem Namen in die Luft: Marco Rubio. Der Mann, über den der Senator von Florida sich im Wahlkampf 2016 so ausgiebig ausgelassen hat, ist niemand Geringeres als Donald Trump. Acht Jahre später macht genau dieser „Betrüger“ den Republikaner Rubio wohl zum Außenminister seiner neuen Regierung.

Die Eltern wanderten aus Kuba ein

Offiziell ist es zwar noch nicht bestätigt, allerdings legen sich bereits mehrere US-Medien fest: Rubio wird’s. Und über die Sozialen Medien flattern schon die Glückwünsche herein. Nachdem damit Richard Grenell, der frühere US-Botschafter in Berlin, für diesen Posten vom Tisch ist, herrscht unter US-Diplomaten vorsichtige Erleichterung. Grenell nämlich war für seine harte Kritik gegenüber Deutschland bekannt. Doch wofür steht Marco Rubio?

Mit der Wahl Rubios will Trump besonders eine Wählergruppe abholen: Latinos. Unerwartet punktete Trump unter den Wählern mit lateinamerikanischem Hintergrund. Im Wahlkampf sprach Rubio die Wähler auf Spanisch an, vielleicht verhalf er auch damit Trump zu diesen Ergebnissen.

Rubios Eltern wanderten aus Kuba ein, sie arbeiteten hart, schreibt er auf seiner Webseite. Dies „lehrte ihn, dass in Amerika alles möglich ist“, heißt es da weiter. Er selbst kam in Miami zur Welt, studierte Politikwissenschaften und beendete sein Studium als promovierter Jurist. Es folgten Posten im Stadtrat von Miami, im Repräsentantenhaus von Florida und 2010 wurde der heute 53-jährige Republikaner in den US-Senat in Washington gewählt.

Die Unterstützung der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung passt zu dem Bild, das Rubio in der Öffentlichkeit von sich zeichnet. Er zeigt sich streng konservativ und stellt Jeanette Rubio als seine liebende Ehefrau vor, für die Gott und ihre vier Kinder an erster Stelle stehen. Marco Rubio – praktisch der menschgewordene American Dream.

Genau da setzt er auch mit seiner Politik an. Er wolle dafür kämpfen, den amerikanischen Traum wiederherzustellen. Florida first. America first. Damit reiht sich Rubio in den von Trump forcierten Kurs ein. Eine Außenpolitik, die in erster Linie den USA zugutekommt.

Was das in der Praxis bedeutet, machte Rubio im April deutlich. Da stimmte der Republikaner gegen zusätzliche Hilfen für die Ukraine, Israel und Taiwan. Er begründete dies nicht etwa mit einer grundsätzlichen Ablehnung. Stattdessen erklärte er, dass er nicht für Auslandshilfen in Höhe von 95 Milliarden Dollar stimmen könne, während die Regierung von Präsident Joe Binden die Südgrenze Amerikas weit offen lasse.

Vergangenes Jahr schrieb der US-Senator im Magazin „The American Conservative“, dass im 21. Jahrhundert Europa die Führung in Europa übernehmen müsse. „Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich sind mehr als fähig, ihre Beziehungen mit dem atomar bewaffneten Kriegsgegner im Osten zu verwalten.“ Bei solchen Ankündigungen dürfte Deutschland, der zweitgrößte Ukraine-Unterstützer nach den USA, hellhörig werden. Während Rubio im Ukraine-Krieg auf eine Lösung am Verhandlungstisch pocht statt der jetzigen „Pattsituation“.

Gleichzeitig schreibt Rubio im selben Beitrag, dass China eine ebenso große, wenn nicht größere Bedrohung darstelle wie einst die Sowjetunion. Damit begründet er seine harte Linie gegenüber China. Auch das dürfte Deutschland in Zukunft zu spüren bekommen. Im vergangenen Jahr kritisierte er schon eine Absprache zwischen der Deutschen Telekom und dem chinesischen Unternehmen Huawei, um US-Sanktionen zu umgehen, wie das „Handelsblatt“ berichtet. „Deutschland und die dort tätigen Unternehmen sollten mit uns zusammenarbeiten und nicht einem gegnerischen Regime helfen, die internationale Sicherheit zu untergraben“, sagte er damals der Zeitung.

Michael Waltz komplettiert das Duo

Im Zusammenhang mit der US-Außenpolitik fällt auch ein zweiter Name: Michael Waltz. Er soll als Nationaler Sicherheitsberater Rubio unterstützen – stets mit einem America-first-Fokus, stets China-kritisch. Ein Duo, das die künftige Außenpolitik ganz nach Trumps Geschmack gestaltet.

Während Marco Rubio 2016 noch gegen Donald Trump als Präsidentschaftskandidat der Republikaner antrat, ihn nicht nur wiederholt als „Betrüger“, sondern auch als „vulgär“ beschimpfte, wurde er dieses Jahr sogar als möglicher Vize gehandelt. Das Vertrauen von Trump, der ihn einst den „kleinen Marco“ nannte, hat er also gewonnen. Damit ist Rubios Wandel vom einstigen Widersacher zum treuen Gefolgsmann vollendet.

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