Prof. Gunther Sandmann mit dem Modell einer anatomischen Schulterprothese. © schlaf
München – Wer vor der Entscheidung für den Einsatz einer Schulterprothese steht, hat viele Fragen. Der Münchner Schulterspezialist Prof. Dr. Gunther Sandmann beantwortet die sieben häufigsten Fragen zur Entscheidungsfindung, der Operation selbst und der Zeit danach.
Herr Sandmann, wann ist eine Prothese notwendig?
Häufig kämpfen die Patienten schon lange mit Arthrose, chronischen Entzündungen wie rheumatoide Arthritis und degenerativen Schäden. Wenn alle konservativen Behandlungen nicht mehr helfen und Schmerzen und Einschränkungen die Lebensqualität beeinträchtigen, empfehle ich eine Schulterprothese. Das gilt auch im Falle eines komplizierten Bruchs, insbesondere bei älteren Menschen.
Welche Prothesen gibt es?
Die anatomische Schulterprothese wird häufig verwendet, wenn der Patient an Arthrose leidet, jedoch das Schultergelenk und speziell die Rotatorenmanschette weitgehend intakt ist. Sie ist wie ein natürliches Schultergelenk aufgebaut und besteht aus einem künstlichen Oberarmkopf und einer künstlichen Gelenkpfanne. Ziel ist es, die natürliche Bewegung des Schultergelenks so gut wie möglich wiederherzustellen. Die inverse Schulterprothese (umgekehrte Schulterprothese) wird verwendet, wenn die Rotatorenmanschette irreparabel geschädigt ist. Dabei wird die Gelenkkugel an der Stelle der Gelenkpfanne und die Pfanne am Oberarmknochen montiert. Das ermöglicht eine stabilere Bewegung der Schulter. Dafür muss der größte Muskel der Schulter, der Deltamuskel, noch intakt sein. Auch bei Oberarmkopffrakturen des älteren Menschen hat sich der primäre Einsatz der inversen Prothesen in den letzten Jahren mehr und mehr durchgesetzt. EineTeilprothese hilft Patienten, die eine Schädigung des Oberarmkopfes, jedoch noch eine intakte Gelenkpfanne haben. Bei der OP wird dann nur der Oberarmkopf ersetzt. Bei jüngeren Patienten mit begrenzter Gelenkschädigung genügt auch der Oberflächenersatz mit einer speziellen Kappe, die beschädigte Knorpelareale ersetzt.
Wie läuft nach dem Eingriff die Rehabilitation ab?
Eine mehrwöchige Rehabilitation ist wichtig, um die Beweglichkeit und Kraft der Schulter wiederherzustellen. Die Physiotherapie beginnt oft schon am ersten Tag nach der Operation und die Belastung wird schrittweise erhöht. Die vollständige Heilung dauert mehrere Monate.
Welche Risiken gibt es?
Wie bei jeder Operation gibt es Risiken, darunter Infektionen, Blutungen, Nervenschäden oder die Lockerung der Prothese. In den Händen eines versierten Operateurs, mit der richtigen Nachsorge und guter Physiotherapie sind diese Probleme jedoch mittlerweile selten und die Erfolgschancen hoch.
Welche Sportarten sind dann noch erlaubt?
Viele Sportarten wie Schwimmen, Radfahren, Nordic Walking, Golf, Pilates, Yoga und Krafttraining mit leichten Gewichten sind wieder möglich. Die Passion eines Marc Grün ist da natürlich eine Ausnahme. Grundsätzlich empfehlen wir, Sportarten mit hoher Belastung oder starken Stößen zu vermeiden. Wichtig sind regelmäßige Nachuntersuchungen, um Probleme frühzeitig zu erkennen.
Wie lange hält mittlerweile eine neue Prothese?
Je nach Typ und Beanspruchung halten die neuesten Modelle mittlerweile 20 Jahre und wahrscheinlich auch noch deutlich länger.