INTERVIEW

„Angehörige brauchen Unterstützung und Verständnis“

von Redaktion

Jenny Doppelhofer von der Nicolaidis YoungWings-Stiftung über Hilfsangebote – und zu viel Bürokratie in Zeiten der Not

München – Die Nicolaidis YoungWings Stiftung versteht sich als Ansprechpartner für junge Trauernde. Wir sprachen mit Jenny Doppelhofer, die für die Sozialberatung zuständig ist. Sie hat ihren Mann durch ein Unglück verloren.

Wer früh seinen Partner verliert und kleine Kinder hat: Was sind die wichtigsten Hilfen, die Ihre Stiftung leisten kann?

Wir haben Trauergruppen für Betroffene, mit Kindern, ohne Kinder. Natürlich ist der Austausch ganz wichtig mit Menschen, die ein ähnliches Schicksal haben. Zu schauen: Wie kann ich mit der Verantwortung, die ich jetzt für die Kinder allein habe, umgehen? Dann haben wir unsere Sozialberatung, die über Unterstützungsmöglichkeiten und staatliche Leistungen informiert, damit man den Wegfall des Gehalts irgendwie ausgleichen kann. Wir haben auch offene Angebote: mit Kindern Plätzchen backen, Ausflüge. Damit man gerade an Wochenenden, wo andere Familien Ausflüge machen, nicht allein ist.

Was brauchen junge Witwen/Witwer als Erstes?

Unterstützung! Und Verständnis! Nicht dieses: „Meld Dich, wenn Du was brauchst“, sondern wirklich da sein. Sich immer wieder melden, helfen beim Ausfüllen von Anträgen, die Kinder mal abnehmen. Und nicht sauer sein, wenn man mal ablehnt. Einfach immer wieder Angebote machen.

Welche Probleme belasten die Angehörigen am meisten am Anfang?

In erster Linie natürlich der Schmerz über den Verlust des Partners. Aber dann kommt schnell die finanzielle Belastung hinzu: Kann ich mir die Miete weiter leisten, können wir im Haus wohnen bleiben? Kann ich überhaupt noch arbeiten, wenn ich doch auch für die Kinder da sein muss? Das ist eine Riesenbelastung!

Welche Erleichterungen würden Sie sich für die Betroffenen wünschen?

Ich würde mir mehr Unterstützung von der Rentenversicherung wünschen! Dass die Beantragung leichter wird. Gerade in Zeiten der Digitalisierung finde ich dieses Prozedere immer noch sehr kompliziert. Man ist in einer absoluten Ausnahmesituation und muss irgendwelche Bescheinigungen herbeibringen, von denen man gar nicht weiß, wo man die herkriegt. Da könnte man es vielen Betroffenen leichter machen. Und dass es schneller geht: Viele Angehörige warten Monate auf ihren Bescheid und haben in der Zeit auch kein Geld.

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