Machtübernahme: Baschar al-Assad im Jahr 2000 vor einem Bild seines Vaters Hafis. © pa
Damaskus – Fast ein Vierteljahrhundert hat Baschar al-Assad in Syrien geherrsch. Rechnet man seinen Vater Hafis hinzu, dauerte die Diktatur der Familie, die der Minderheit der Alawiten angehört, mehr als ein halbes Jahrhundert. Eisern, und wenn nötig mit äußerster Brutalität, hielt sich das Regime an der Macht, unterstützt von Russland, dem Iran und der libanesischen Hisbollah. Alle drei haben Baschar al-Assad aber nun offenbar fallengelassen, eine erneute Rückkehr scheint ausgeschlossen – wenn Assad überhaupt noch lebt.
Der 59-Jährige hatte die Macht im Jahr 2000 von seinem kurz zuvor verstorbenen Vater Hafis al-Assad übernommen. Ursprünglich sollte sein älterer Bruder Bassel Nachfolger werden, der starb jedoch 1994 bei einem Autounfall. Baschar beendete daher sein Medizinstudium in London, ließ sich in Syrien militärisch ausbilden und von seinem Vater auf die Regierungsgeschäfte vorbereiten, statt Augenarzt zu werden.
Als der damals 34-Jährige ohne Gegenkandidat neuer Staatschef wurde, hatten viele Syrer noch die Hoffnung, er werde den Überwachungs- und Unterdrücker-Staat seines Vaters liberalisieren. Tatsächlich lockerte er einige der umfangreichen Restriktionen, die sein Vater seit Beginn seiner Herrschaft 1970 verfügt hatte. Außerdem inszenierte der Alawit sich als Beschützer der verschiedenen Minderheiten im Land. Doch sein Image als bürgernaher Reformer verflüchtigte sich schnell.
Arabischer Frühling kostet halbe Million Syrer das Leben
Unter Baschar al-Assads Herrschaft wurden Intellektuelle und andere Regierungskritiker inhaftiert. Als der Arabische Frühling im März 2011 Syrien erreichte, forderte die Bevölkerung in friedlichen Protesten einen Wandel. Doch Assad, Präsident und Oberbefehlshaber der syrischen Armee zugleich, ließ die Proteste brutal niederschlagen. Ein Bürgerkrieg brach aus, in dem mehr als eine halbe Million Menschen getötet und die Hälfte der Bevölkerung zu Vertriebenen wurden. Auch Deutschland bekam die Flüchtlingswelle zu spüren.
Assad, der nach außen stets ruhig auftrat, fast schon schüchtern wirkte, blieb trotz des Leids unerbittlich, setzte 2013 auch Giftgas gegen Rebellenhochburgen rund um Damaskus ein. Zwar wurde er in Wahlen mehrmals bestätigt, allerdings fanden die Wahlen nur in von seiner Regierung kontrollierten Gebieten statt.
Um sich an der Macht zu halten, suchte Assad nicht nur beim Iran und der proiranischen Hisbollah-Miliz im Libanon, sondern auch bei Russland Unterstützung. Das Eingreifen Moskaus mit massiven Luftangriffen in Syrien hielt Assad 2015 an der Macht. Dem Volk und dem Ausland präsentierte er sich als Syriens Mauer gegen islamistische „Terroristen“. Um Regierungskritiker wegzusperren, baute Assads Sicherheitsapparat ein Netzwerk aus Haftzentren auf. Sie waren berüchtigt wegen der Misshandlung von Häftlingen. Immer wieder wurde Assad mit Iraks Diktator Saddam Hussein und Libyens Herrscher Muammar al-Gaddafi verglichen, die beide gestürzt und getötet wurden – Hussein im Jahr 2006, Gaddafi dann im Jahr 2011.
Assad erklärte mehrfach, der Bürgerkrieg in Syrien werde von ausländischen Mächten orchestriert. Die USA und der Westen wollten die Landkarte in Übereinstimmung mit ihren Zielen „neu zeichnen“. Selbst stützte er seine Macht aber vor allem auf Russland und den Iran, für die Syrien ebenfalls strategisch wichtig ist.
YB/SE/WHA