„Der Albtraum ist endlich zu Ende“

von Redaktion

Elie und Tetiana feierten ebenfalls am Odeonsplatz. © privat

München – Was es bedeutet, fliehen zu müssen, weiß Elie Romanovska genau. Mit 26 war er gezwungen, seine Heimat Syrien zu verlassen. In der Ukraine fand er mit Tetiana ein neues Glück – bis der russische Angriffskrieg ihr Leben in Odessa zerstörte. Mit dem großen Hilfskonvoi, den der Merkur 2022 begleitet hat, kamen die zwei nach München. Nun hofft der 36-Jährige auf eine Rückkehr zu seiner Familie.

Am 20. Dezember 2014 hat Elie seine Mutter zum letzten Mal gesehen. „Ich habe ihr einen Kuss gegeben und bin in ein Auto gestiegen.“ Über den Libanon und die Türkei gelangte er in die Ukraine. Tetiana kannte er da schon sieben Jahre. Eigentlich wollte sie zu ihm kommen. Doch in seiner Heimat Safita wurde es zu gefährlich. „Allein schon deshalb, weil ich Christ bin“, erklärt er. Aber auch politisch geriet er ins Visier. „Ich habe auf Facebook gepostet.“ Zum Beispiel, dass Syrien nicht der Assad-Familie gehört – sondern dem Volk. Elie wurde in ein Befragungszentrum „eingeladen“. Auf einen Kaffee. „Dort hat man mir erklärt, dass ich ja noch jung sei. Dass ich fertig studieren und eine Frau finden soll.“ Mit einem Lächeln folgte der Hinweis, dass es bei einer zweiten Einladung ungemütlicher werde. Zum Schutz aller ging Elie.

Jetzt verfolgt er gebannt die Nachrichten. „Ich habe fast nicht geschlafen. Endlich ist der Albtraum zu Ende.“ Er freut sich riesig – und ist skeptisch zugleich. Schließlich haben Islamisten das Land übernommen. Was das für die Christen heißt, ist unklar. Elies größter Wunsch: Heimkehren und das Land mit aufbauen. Ein Kurzbesuch bei seinen Eltern? Eine solche Rückkehr kann er sich nicht vorstellen. „Ich werde kein Besucher meiner eigenen Heimat sein.“
NADJA HOFFMANN

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