Sorge um die Menschen in Syrien

von Redaktion

Kardinal Marx und kirchliche Hilfswerke nennen Lage ungewiss

Kardinal Marx hofft auf eine gute Zukunft in Syrien. © epd

München – Um die Christen im Heiligen Land sorgt sich der Münchner Kardinal Reinhard Marx. In Syrien gebe es eine wahrnehmbare Minderheit von Christen, und das mehrheitlich islamische Land sei auch christlich geprägt: „In Damaskus sind mehr christliche Kirchen als in Jerusalem“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Man gehe von zehn Prozent Christen aus, „das ist viel mehr als in Palästina“.

Es sei nach dem Sturz Assads nun die Frage, wie es weitergehe. „Die ersten Signale, die man hört, besagen: Man will die religiösen Minderheiten alle schützen.“ Assad, der selber einer religiösen Minderheit angehöre, habe die Christen zwar nicht bedrängt. Marx begrüßt aber, dass der brutale Diktator weg ist. „Ob damit der Weg frei ist für eine bessere Zukunft, ist bei der Vielfalt der Gruppen, die sich dort tummeln, und der Interessen im Hintergrund noch fraglich. Sorgen muss man sich sicher machen – um alle Menschen in Syrien und um die Zukunft des Landes.“ Marx war im Jahr 2000 mit Studenten in Syrien. „Ein wunderschönes Land, das mich sehr begeistert hat.“ Umso erschütterter sei er über die Zerstörung des Landes in den letzten Jahrzehnten gewesen.

Christliche Hilfswerke aus Deutschland beurteilen die dramatisch gewandelte Lage verhalten optimistisch bis skeptisch. „Bisher haben wir keine Nachrichten über Ausschreitungen von Islamisten gegen Christen oder christliche Einrichtungen in Syrien“, sagte die Länderreferentin des Hilfswerks missio für den Nahen Osten, Romina Elbacht, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der HTS-Miliz sei bewusst, dass die ganze Welt auf sie schaue. Dennoch sei es schwer, vorauszusagen, ob die Rebellen ihr Bekenntnis zu Vielfalt und Minderheitenschutz einhalten werden. „Wir müssen sie an ihren Taten in den kommenden Wochen und Monaten messen und die Bildung einer Übergangsregierung abwarten.“ Auch das Hilfswerk Misereor hält eine künftige Bedrohung von Christen nicht für ausgeschlossen.
CM/KNA

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