HINTERGRUND

Auguste Deter lieferte die ersten Erkenntnisse

von Redaktion

Auguste Deter ist die erste dokumentierte Alzheimer-Patientin © P. Alliance

München – Die Alzheimer-Krankheit hieß vor etwas mehr als einem Jahrhundert noch „Krankheit des Vergessens“. Ihren Namen verdankt sie dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer (1864–1915). Wie die Initiative Alzheimer Forschung erläutert, beschrieb der in Marktbreit in Unterfranken geborene Neurologe 1906 als Erster die charakteristischen Veränderungen im Gehirn – am Beispiel seiner verstorbenen Patientin Auguste Deter. Bis heute gilt Alzheimers Beschreibung als Grundlage für das Verständnis der komplexen Erkrankung.

Auguste Deter wurde in Kassel geboren und hatte drei Geschwister. Ab ihrem 14. Lebensjahr arbeitete sie als Näherin, dann heiratete sie, bekam eine Tochter und war fortan Hausfrau. Die Ehe verlief nach Angaben des Ehemanns Carl „glücklich und harmonisch“. In den späten 1890er-Jahren begann Auguste, Stück für Stück ihr Gedächtnis zu verlieren, und sie bekam Wahnvorstellungen. 1901 geriet die Lage außer Kontrolle, und Auguste kam im Alter von 50 Jahren in die „Städtische Anstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt. Dort starb sie im April 1906 mit 55 Jahren.

Kurz nach ihrer Einlieferung behandelte Alois Alzheimer die Patientin. „Ich habe mich sozusagen verloren“, sagte Auguste damals zu ihm. Ihr Tod beschäftigte Alzheimer so sehr, dass er sich die Krankenakten und auch Gewebeproben nach München schicken ließ, wo er an der „Königlich Psychiatrischen Klinik“ arbeitete. Alzheimer vermutete biologische Ursachen für den geistigen Verfall seiner Patientin. „Bei der Obduktion stellte er fest, dass die Hirnrinde von Auguste Deter geschrumpft war, und er fand die Proteinablagerungen in und zwischen den Nervenzellen“, erklärt die Alzheimer-Initiative.

Alzheimers Forschungsergebnisse wurden zunächst nicht ernst genommen. Damals gängige Meinung war, dass „Altersblödsinn“ keine biologischen Ursachen hat, sondern die Folge eines unzüchtigen Lebenswandels ist. Sein Vorgesetzter Dr. Emil Kraepelin nahm die Krankengeschichte von Auguste Deter 1910 dennoch in einem Lehrbuch auf und nannte sie die „Alzheimersche Krankheit“. Danach, schreibt die Initiative, sei die Krankheit in Vergessenheit geraten und habe erst in den 1960er-Jahren neue Aufmerksamkeit bekommen. Heute wird weltweit an der Krankheit geforscht, und die von Alois Alzheimer erkannten Veränderungen im Gehirn von Auguste Deter sind weiter aktuell.
WHA

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