Marie und Joseph Hipp mit ihren fünf Kindern, um 1907. Ganz links Sohn Georg, später Gründer von Hipp Babykost. © Hipp
Ein Firmenfoto aus dem Jahr 1969: Blick in das Labor des Babynahrungsherstellers Hipp in Pfaffenhofen an der Ilm. © Hipp Familienarchiv
Pfaffenhofen – 1899 wurde Joseph Hipp im bayerischen Pfaffenhofen an der Ilm zum zweiten Mal Vater. Die Familie betrieb schon damals seit Generationen ein Geschäft für Lebkuchen und Bienenwachskerzen. Drei von Josephs vier Geschwistern waren im Säuglingsalter verstorben. Nach der Geburt seiner eigenen Zwillinge trieb ihn deshalb die Sorge um, wie er das gesunde Wachstum der beiden sicherstellen könnte, zumal die Muttermilch nicht reichte. Die Not machte Joseph Hipp erfinderisch. Er zerrieb selbst gebackenen Zwieback und vermischte ihn mit Wasser, Milch oder Brühe zu einem Brei. Seine Kinder gediehen prächtig und Joseph Hipp entschloss sich, das Rezept aufzuschreiben und das Zwiebackmehl im Laden der Familie zu verkaufen – die Geburtsstunde von „J. Hipp’s Kinderzwiebackmehl“.
1932 wurde die Firma „Nährmittel Hipp“ gegründet – der Grundstein für eines der erfolgreichsten deutschen Familienunternehmen. Heute beschäftigt Hipp über 3000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz in der gesamten Gruppe von rund einer Milliarde Euro. Allein auf dem Gelände in Pfaffenhofen werden täglich rund eine Million Beikostgläschen produziert. Insgesamt werden über 150 000 Tonnen Bio-Rohwaren pro Jahr verarbeitet, über 500 Tonnen frisches Gemüse täglich. Vieles wird nach der Ernte direkt schockgefrostet, damit keine Vitamine und Nährstoffe verloren gehen.
70 Gebäude, alle einzeln durchnummeriert, befinden sich auf dem Betriebsgelände in Pfaffenhofen. Jedes Jahr pflanzt Hipp dort den Baum des Jahres. Auf dem Dach haben Wanderfalken ihr Zuhause, aus dem ehemaligen Schwimmbad der Familie wurde ein Fischbassin, in das das gebrauchte Kühlwasser fließt. Die Idee, wie in der Bio-Landwirtschaft: viele Nützlinge ansiedeln, die Schädlinge abhalten und für ein gutes Klima sorgen.
Stefan Hipp leitet das Familienunternehmen seit 2021 in der vierten Generation gemeinsam mit seinem Bruder Sebastian, wobei Stefan das Gesicht des Unternehmens in der Öffentlichkeit ist. Sein Vater Claus, geboren in München, schaut mit seinen 86 Jahren noch immer regelmäßig im Betrieb vorbei.
DORIT CASPARY